FH OÖ: Impulsgeber

04.06.2025 | Bildung

Innovation, Nachhaltigkeit und die Bedürfnisse der Wirtschaft stehen an der FH Oberösterreich im Fokus. MMag. Isolde Perndl, Kaufmännische Geschäftsführung, über die „Strategie 2040“, praktische Impulse und Partnerschaften.

Austria Innovativ: Ihr 30-Jahr-Jubiläums Ende letzten Jahres stand ganz im Zeichen der Zukunft – wie gelingt an der FH OÖ die Transformation des Bildungsbereichs?
Isolde Perndl:
Im Rahmen des 30-Jahr-Jubiläums der FH Oberösterreich haben wir mit großer Freude auf die letzten Jahrzehnte zurückgeblickt, es war für uns aber auch der Startpunkt, um einen Blick in die Zukunft zu werfen und im Rahmen unserer „Strategie 2040“ an unserer Positionierung zu arbeiten. Die Transformation des Bildungsbereichs gelingt uns vor allem durch eine starke Fokussierung auf Innovation, Nachhaltigkeit und die Bedürfnisse der Wirtschaft. Wir setzen auf moderne Lehrmethoden, Digitalisierung und enge Zusammenarbeit mit der Industrie, um unsere Studierenden optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Zudem fördern wir interdisziplinäres Denken und lebenslanges Lernen, damit unsere Absolventinnen und Absolventen flexibel und zukunftsorientiert agieren können.
Gleichzeitig attraktivieren wir unsere Standorte und setzen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, wie zuletzt mit der Errichtung unserer neuen PV-Anlagen in Hagenberg und Steyr. Mit all diesen Aktivitäten stellen wir sicher, dass unsere Hochschule auch in den kommenden Jahren eine führende Rolle bei der Gestaltung der Bildungslandschaft einnimmt.

Was hat sich aus Ihrer Sicht in diesen knapp über 30 Jahren des Bestehens der FH OÖ insbesondere verändert?
In den etwas über 30 Jahren, in denen es die FH OÖ gibt, hat sich in vielerlei Hinsicht viel verändert. Die Studierenden sind heute deutlich selbstbewusster und internationaler, was die Hochschule bereichert und neue Perspektiven eröffnet. Die Anforderungen an die Studierenden sind ebenfalls gestiegen, da sie heute mit komplexeren Themen und einer zunehmend digitalen Welt konfrontiert sind.
Auch die Lehrenden haben sich weiterentwickelt: Sie setzen verstärkt auf innovative Lehrmethoden, digitale Tools und interdisziplinäre Ansätze, um den Studierenden bestmöglichen Service zu bieten. Zudem ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft enger geworden, was die Praxisnähe der Ausbildung deutlich erhöht. Insgesamt hat sich die FH OÖ zu einer modernen, zukunftsorientierten Hochschule entwickelt, die flexibel auf gesellschaftliche und technologische Veränderungen reagiert und ihre Studierenden optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.

Worin sehen Sie insbesondere die Herausforderungen im Bildungsbereich?
Generell sehe ich die Herausforderungen in der Bildung darin, mit den rasanten gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen Schritt zu halten. Es ist wichtig, Bildung flexibel und zukunftsorientiert zu gestalten, um den sich ständig wandelnden Anforderungen gerecht zu werden. Im speziellen Bereich der Fachhochschulen liegt die Herausforderung darin, die Praxisnähe und Innovation zu verbinden. Das bedeutet, stets aktuelle Inhalte anzubieten, die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft aufrechtzuerhalten und die Studierenden optimal auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Zudem ist es essenziell, Digitalisierung und lebenslanges Lernen stärker zu integrieren, um den Studierenden die nötigen Kompetenzen für die Zukunft zu vermitteln. Insgesamt gilt es, eine Balance zwischen Theorie und Praxis zu finden und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung hochzuhalten. Wichtig wird auch sein, einen richtigen Mix aus Anwesenheit und Online-Lehre anzubieten, der die Bedürfnisse und die zeitlichen Möglichkeiten der Menschen berücksichtigt und unterstützt.

Welche Wege schlagen Sie im 31. Jahr Ihres Bestehens ein? Wie sehen diese aktuell aus und wo sollen sie hinführen?
In den nächsten Jahren erachte ich es für die FH OÖ als wichtig, die Hochschule weiterhin als innovativen und zukunftsorientierten Bildungsstandort zu stärken sowie das Profil unserer Fakultäten in Wels, Steyr, Hagenberg und Linz zu schärfen. Aktuell setzen wir auf die Weiterentwicklung digitaler Lehr- und Lernformate, um den Studierenden flexible und zeitgemäße Bildungsangebote zu bieten, die zu den Lebensrealitäten der Menschen bestmöglich passen.
Langfristig möchte ich, dass die FH OÖ noch stärker als Impulsgeber für Innovationen in der Region und darüber hinaus wahrgenommen wird. Das bedeutet, verstärkt interdisziplinäre Ansätze zu fördern, nachhaltige und gesellschaftlich relevante Themen in die Lehre zu integrieren und die Internationalisierung weiter voranzutreiben. Ziel ist es, die Hochschule als lebendigen Ort des Lernens, Forschens und Gestaltens zu positionieren, der Studierende optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet und gleichzeitig einen Beitrag zur regionalen Entwicklung leistet.

F&E-Rekordjahr 2024 (FH-Prof. Johann Kastner, GF FH OÖ Isolde Perndl, Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner, CEO FACC AG Robert Machtlinger, Präsident FH OÖ Michael Rabl) (c) Andreas Röbl, Land OÖ/Charlotte Guggenberger

Woraus schöpfen Sie an der FH OÖ Ihre Innovationskraft?
Die FH OÖ schöpft ihre Innovationskraft vor allem aus der engen Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen, Forschungspartnern und der Wirtschaft. Durch diese Partnerschaften können wir aktuelle Herausforderungen direkt in unsere Lehre und Forschung integrieren und innovative Lösungen entwickeln.
Ein Erfolgsfaktor ist sicherlich unsere Forschung am Puls der Zeit: In Wels entsteht gerade ein neues Wasserstoff-Forschungszentrum, das die regionale Industrie bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützen und eine führende Rolle in der Wasserstoff-Forschung einnehmen wird. Das Zentrum umfasst eine moderne, multifunktionale Testanlage, die Firmen und Institutionen bei der Entwicklung, dem Testen und der Anwendung von grünem Wasserstoff unterstützt. Die Anlage ermöglicht die Erforschung verschiedener Anwendungsfelder, darunter die thermische Nutzung in der Industrie, Werkstoffinteraktionen, Energiespeicherung im Stromnetz und Verfahrenstechniken. Ziel ist es, die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts zu unterstützen, die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben und die Position als Forschungs- und Entwicklungsstandort zu stärken. Das Zentrum soll zudem eine wichtige Anlaufstelle für Unternehmen sein, um innovative Produkte und Technologien im Bereich Wasserstoff zu entwickeln.
Zudem profitieren wir in allen Bereichen von der vielfältigen Expertise unserer Lehrenden und Studierenden, die mit frischen Ideen und neuen Perspektiven immer wieder Impulse setzen. Die offene, kreative Atmosphäre an der Hochschule fördert zudem den Austausch und die Entwicklung innovativer Ansätze. Insgesamt ist es die Kombination aus Praxisnähe, interdisziplinärem Denken und einem starken Netzwerk, die die FH OÖ zu einem innovativen und zukunftsorientierten Bildungs- und Forschungsstandort macht.

Inwieweit arbeiten Sie mit dem Wirtschaftsstandort Oberösterreich zusammen?
Die FH OÖ arbeitet eng und aktiv mit dem regionalen Wirtschaftsstandort zusammen, wir sind die forschungsstärkste Fachhochschule in Österreich. Wir pflegen Partnerschaften mit zahlreichen regionalen Unternehmen, Verbänden und Institutionen, um den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern. Durch gemeinsame Forschungsprojekte, Praxis-Workshops und Praktika ermöglichen wir es unseren Studierenden, wertvolle Einblicke in die oberösterreichische Wirtschaft zu gewinnen und innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln. Zudem tragen unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit und den Arbeitsmarkt in Oberösterreich zu stärken. Diese enge Zusammenarbeit ist für uns ein wichtiger Bestandteil, um die Region zukunftsorientiert weiterzuentwickeln und gleichzeitig unseren Studierenden einen optimalen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu bieten.
Gleichzeitig bereiten wir auch unsere internationalen Studierenden auf den oberösterreichischen Arbeitsmarkt vor, indem wir neben einer praxisorientierten Ausbildung auch zahlreiche soziale Aktivitäten und Netzwerkveranstaltungen anbieten. Durch interkulturelle Events, Studierendeninitiativen und Mentorenprogramme können die Studierenden wertvolle Kontakte knüpfen und sich in die lokale Gemeinschaft integrieren. Zudem werden Praktika in regionalen Unternehmen vermittelt, die den Studierenden praktische Berufserfahrung und Einblicke in die Arbeitswelt in Oberösterreich ermöglichen. Diese Kombination aus sozialen Aktivitäten und praktischer Erfahrung unterstützt die Studierenden dabei, sich erfolgreich auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und sich in der Region zu etablieren.

Wie wichtig ist Ihnen Praxisorientierung an Ihrer FH und wie stellen Sie diese sicher?
Praxisorientierung ist für uns an der FH Oberösterreich von zentraler Bedeutung, da wir unseren Studierenden die besten Voraussetzungen für den direkten Einstieg ins Berufsleben bieten möchten. Um dies sicherzustellen, integrieren wir praktische Inhalte in unsere Lehrpläne, arbeiten eng mit Unternehmen zusammen und fördern Praktika, Projektarbeiten sowie Fallstudien aus der realen Wirtschaft. Zudem laden wir regelmäßig Praxispartner ein, um Vorträge zu halten oder gemeinsam an aktuellen Fragestellungen zu arbeiten. Unser Ziel ist es, den Studierenden nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern sie auch mit praktischen Fähigkeiten auszustatten, die sie in der Berufswelt sofort anwenden können. Dadurch stellen wir sicher, dass unsere Absolventinnen und Absolventen bestens vorbereitet sind und den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht werden.

Einige Ihrer Tätigkeitsbereiche wie Forschung oder Diversity stehen derzeit unter einem gewissen Druck, der aus Amerika herüberweht und von politischen Entwicklungen, Social Media, etc. auch hierzulande befeuert wird. Wie steuern Sie gegen und wie vermitteln Sie dies Ihren Studierenden?
Für uns an der FH Oberösterreich ist es entscheidend, eine offene und reflektierte Haltung zu bewahren. Wir setzen auf eine klare Wertebasis, die auf wissenschaftlicher Integrität, Respekt und Vielfalt basiert. Dabei fördern wir den Dialog, um unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und konstruktiv zu diskutieren.
Gleichzeitig vermitteln wir unseren Studierenden, wie wichtig es ist, kritisch zu hinterfragen und wir wollen sie ermutigen, sich eine eigene, fundierte Meinung zu bilden. Wir legen Wert darauf, die Bedeutung von Diversität und Innovation in Forschung und Gesellschaft zu vermitteln, um sie auf die globalen Herausforderungen vorzubereiten. So möchten wir sicherstellen, dass unsere Studierenden selbstbewusst und verantwortungsvoll mit diesen Themen umgehen können, unabhängig von äußeren Einflüssen.
Zudem ist die Internationalisierung für uns ein wichtiger Baustein, um Studierenden globale Perspektiven zu bieten. Das stellen unsere langjährigen internationalen Partnerschaften, Austauschprogramme und Kooperationen mit Hochschulen weltweit sicher. Dadurch haben Studierende die Möglichkeit, Auslandserfahrungen zu sammeln und interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln. Diese Internationalisierung stärkt die Hochschule, macht sie noch attraktiver und fördert den interkulturellen Austausch innerhalb der Studierendengemeinschaft, den wir als wichtig erachten.

Bitte umreißen Sie kurz Ihre Zukunftsvisionen für Bildung und Forschung an der FH.
Meine Zukunftsvision für Bildung und Forschung an der FH Oberösterreich ist, dass wir weiterhin eine innovative, praxisnahe und inklusive Lernumgebung schaffen, die unsere Studierenden optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Ich möchte, dass wir verstärkt interdisziplinäre Ansätze fördern, um komplexe Fragestellungen ganzheitlich zu bearbeiten, und dabei modernste Technologien wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und nachhaltige Innovationen integrieren.
In der Forschung finde ich es wichtig, dass wir unsere regionale Verankerung nutzen, um gesellschaftlich relevante Lösungen zu entwickeln, die auch international Anerkennung finden. Dabei soll die Zusammenarbeit mit Unternehmen, öffentlichen Institutionen und anderen Forschungseinrichtungen noch enger werden, um den Wissenstransfer zu beschleunigen und praktische Impulse zu setzen.
Wir blicken auf ein Forschungsrekordjahr zurück: Von den Forschungsleistungen der FH OÖ profitieren über 600 Unternehmen und Institutionen aus Wirtschaft und Gesellschaft, etwa 60 Prozent davon sind kleinere und mittlere Unternehmen. 2024 wurden 553 wissenschaftliche Publikationen in (inter-) nationalen Fachzeitschriften, Büchern oder auf wissenschaftlichen Konferenzen veröffentlicht, 335 davon sind auf Scopus gelistet, einer renommierten wissenschaftlichen Datenbank.
Mit unserem Forschungsschwerpunkt stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Oberösterreich nicht nur durch innovative Forschungsergebnisse, sondern auch durch hochqualifizierte Fachkräfte. Diese anwendungsorientierte Forschung ist für den Innovationsvorsprung unserer Region auch weiterhin von zentraler Bedeutung.
Letztlich sehe ich die FH als einen Ort, an dem lebenslanges Lernen, Diversität und Nachhaltigkeit zentrale Werte sind – um so eine zukunftsfähige Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Mein Ziel ist es, dass unsere Hochschule weiterhin ein Ort der Inspiration, Innovation und gesellschaftlichen Verantwortung bleibt.

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