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Peter Hanke: „Mit einem neuen Förderprogramm sorgen wir dafür, dass wir bis 2022 die erste europäische Hauptstadt mit flächendeckendem 5G-Netz sein werden.“
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STANDORTPOLITIK

„Das wird ein Marathon, kein Sprint“

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Peter Hanke zu Besuch bei Henkel in Wien-Erdberg. Henkel produziert jährlich über 200.000 Tonnen flüssige Wasch- und Reinigungsmittel mitten in der Stadt. Alfred Smyrek, Werksleiter Henkel Wien (l.): „Bis Ende des Jahres werden wir 80 Prozent r-PET, also recykliertes PET-Material, in unseren Verpackungen verwenden.“
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Die Menschen in der Stadt, die Infrastruktur sowie ein innovatives und weltoffenes Mindset – das sind für Peter Hanke, Wiener Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales, die besten Voraussetzungen zur Bewältigung der Corona-Krise. Die Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 soll dazu beitragen, Wien im internationalen Standortwettbewerb weiter zu stärken.

von: Harald Hornacek

Austria Innovativ: Die Corona-Krise stellt den Wirtschaftsstandort Wien vor große Herausforderungen. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus?

Peter Hanke: Wir erleben eine Wirtschaftskrise, die wir in der Tiefe und Intensität noch nicht gesehen haben. Die Auswirkungen sind besonders am Arbeitsmarkt schnell sichtbar geworden. Ein dramatischer Anstieg, der bisher besonders stark die Jungen getroffen hat. Von den Branchen ist der Tourismus mein Sorgenkind, weil dort die Erholung am längsten dauern wird – das wird ein Marathon, kein Sprint. 83 Prozent der Touristen in unserer Stadt kommen aus dem Ausland, daher treffen uns Grenzschließungen, die Einstellung von Flugverbindungen und die allgemeine Ungewissheit beim Reisen besonders. Wien ist außerdem besonders stark im Kongresstourismus, bei dem es auf langfristige Planbarkeit ankommt. Leider ist die noch immer nicht gegeben. Ich trete daher vehement für eine Verlängerung der Kurzarbeit für die Hotellerie bis ins erste Quartal 2021 ein.

AI: Klar ist, dass die öffentliche Hand die Menschen im Land nun mehr unterstützen muss. Was bedeutet das für die Budgetplanung Wiens? Werden Sie den eingeschlagenen Pfad halten können? Wo sind Adaptierungen nötig und möglich?

PH: Es ist völlig klar, dass die öffentliche Hand jetzt gefordert ist. Zunächst einmal der Bund, der mit dem Härtefallfonds und anderen Maßnahmen große Ankündigungen gemacht hat. Das ist leider bisher nicht in der nötigen Geschwindigkeit bei den Betroffenen angekommen. Aber natürlich haben wir auch auf Wiener Ebene sofort gehandelt und zusätzliche Maßnahmen gesetzt – zielgerichtet in den Bereichen, wo es sinnvoll ist. Wir haben vor allem darauf geachtet, dass die Maßnahmen rasch wirken, denn wer schnell hilft, hilft doppelt. Unsere Home Office-Förderung, mit der wir kleine Unternehmen mit 10 Millionen Euro bei der Einrichtung von Home Offices unterstützt haben, war in kurzer Zeit ausgeschöpft. Noch erfolgreicher war unsere Webshop-Förderung, mit der wir Wiener Handelsbetriebe mit 15 Millionen Euro bei der Einrichtung digitaler Vertriebswege unterstützt haben, damit nicht das ganze Geschäft an Amazon & Co. geht. Aber natürlich bedeuten diese zusätzlichen Maßnahmen auch eine zusätzliche Herausforderung für das Budget. Außerdem ist natürlich mit geringeren Einnahmen zu rechnen. Es ist mir daher wichtig, ehrlich zu sagen: 2020 ist nicht das Jahr des Nulldefizits. Aus dem Grund bin ich aber besonders froh, dass wir schon 2019 das ausgeglichene Budget geschafft haben und sogar Rücklagen bilden konnten, die wir jetzt in Zeiten der Krise gut gebrauchen können.

AI: Innovationen sind das Gold der Zukunft. Wien hat mit seiner Innovationsstrategie dazu den passenden und auch erfolgreichen Rahmen gelegt. Wie geht es nun weiter? Welche Maßnahmen zur Stärkung der Innovationsleistung werden noch heuer umgesetzt?

PH: Unsere Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 ist gerade jetzt eine gute Basis für die wichtige Arbeit, die uns bevor steht, um den Wirtschaftsstandort nach der Krise wieder auf die Überholspur zu bringen. Wir haben einige wichtige Projekte bereits heuer begonnen und werden sie auch weiter vorantreiben. Besonders hervorheben möchte ich die Forcierung des 5G-Ausbaus in Wien. Mit einem neuen Förderprogramm sorgen wir dafür, dass wir bis 2022 die erste europäische Hauptstadt mit flächendeckendem 5G-Netz sein werden. Wir nehmen dafür 20 Millionen Euro in die Hand und haben das Programm so konzipiert, dass diese Summe von den Mobilfunkbetreibern noch einmal mit eigenen Investitionen verdoppelt wird. Das ist ein unglaublich wichtiger Standortfaktor. Eine Vorreiterrolle bei 5G bringt jährlich eine Milliarde an Wertschöpfung nach Wien und 8.000 zusätzliche Jobs!

AI: Industriebetriebe sind für Wien sehr wichtig. Im urbanen Umfeld ist die industrielle Produktion allerdings besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Wie reagiert Wien darauf? Wie schafft es die Stadt, das Interesse von Industrie und Bewohner*innen zu verbinden?

PH: Wien wird als Industriestandort oft unterschätzt! Wir haben wichtige Industriebetriebe und versuchen auch, diesen Sektor gezielt in der Stadt zu halten. In unserer Wirtschaftsstrategie haben wir das Thema „Smarte Produktion“ als ein Hauptthema identifiziert. Denn natürlich müssen wir die Produktionsindustrie gerade in der Stadt weiterentwickeln. Wir haben aber auch genau die richtigen Werkzeuge dafür: Einen starken Forschungssektor, gute Vernetzung mit Universitäten und Fachhochschulen, hochqualifizierte Fachkräfte. All das sorgt dafür, dass wir auf diesem Gebiet auch weiterhin stark sein werden.

AI: Die Wiener Start-up-Szene hat durch die Corona-Krise einen Dämpfer erhalten, ist aber europaweit eine der vitalsten. Welche neuen bzw. verstärkten Unterstützungsmaßnahmen für junge Unternehmen wird es künftig geben?

PH: Für Mai 2020 hatten wir eigentlich etwas wirklich Großes geplant. Ein neues Startup-Festival namens „Vienna UP‘20“ für 20.000 Teilnehmer. Wir mussten es leider verschieben, aber es wird so bald wie möglich stattfinden. Mit „Vienna UP“ wollen wir einerseits Wien noch stärker als Startup-Standort positionieren und andererseits die Wiener Startup-Szene mit einem attraktiven internationalen Publikum vernetzen, sodass für alle Beteiligten ein Mehrwert entsteht. Aber natürlich haben wir auch bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise an den Startup-Sektor gedacht. Förderprogramme der Wirtschaftsagentur wie „Innovate4Vienna“ und „Creatives for Vienna“ sprechen gezielt Innovatoren und Kreative.

AI: Welche drei Faktoren sind aus Ihrer Sicht ausschlaggebend für die weitere positive Entwicklung des Wirtschafts- und Innovationsstandortes Wien?

PH: Drei Faktoren sehe ich als entscheidend: Erstens die Menschen in unserer Stadt. Egal ob als Arbeitnehmer, als Innovatoren, Forschende – motivierte, gut ausgebildete und kreative Menschen zu haben, ist nicht nur ein Beitrag zur Lebensqualität, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zweitens die Infrastruktur. Hier sehe ich auch eine wichtige Rolle für die Stadtverwaltung, denn viele Aspekte der Infrastruktur kann nur die öffentliche Hand bereitstellen. Das bereits erwähnte 5G-Förderprogramm ist da ein Beispiel, aber auch der mittlerweile selbstverständliche Glasfaserausbau in den Stadtentwicklungsgebieten gehört dazu. Drittens: Ein innovatives und weltoffenes Mindset, das dazu beiträgt, dass Veränderungen nicht grundsätzlich abgelehnt werden, sondern mit Neugier und positivem Interesse angenommen werden. Da kann auch die Politik mit gutem Beispiel vorangehen.


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