Gastkommentar

„Eine Welt ohne Kunststoffmüll ist meine Vision“

Foto: Borealis
Alfred Stern
Foto: Borealis

Ein Plädoyer für die Kreislaufwirtschaft von Alfred Stern, CEO Borealis. Kunststoffe stehen immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik, das vieldiskutierte Plastiksackerl steht dabei oftmals medienwirksam im Mittelpunkt. Doch nicht der Wertstoff Kunststoff ist das Problem, sondern wie am Ende des Produktlebenszyklus damit umgegangen wird. Die Kreislaufwirtschaft ist unsere Chance für eine bessere Welt.

von: Alfred Stern

Für unsere Branche bricht eine neue Ära an. Je früher wir uns auf eine echte Kreislaufwirtschaft einstellen, desto positiver wird sich das auch auf unser wirtschaftliches Wachstum, auf die Umwelt und auf die gesamte Gesellschaft auswirken.

Um noch einmal auf das Plastiksackerl zurückzukommen: Anstelle der Wegwerfsackerl ist es natürlich besser, Mehrwegprodukte zu verwenden. Kunststoffe reichen allerdings weit über das Plastiksackerl hinaus. Im Gegensatz zu den Tragtaschen mangelt es in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens auch an echten oder sinnvollen Alternativen, etwa im medizinischen, im Energie- oder Automobilbereich. Daher der einfache Grundsatz: Kunststoff sollte dort eingesetzt werden, wo er besser ist als andere Werkstoffe.

Kreislaufwirtschaft als Gewinn
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen haben unseren Alltag sicherer, effizienter und bequemer gemacht. Wer A sagt und auf die zahlreichen Vorteile von Kunststoff zählt, muss aber auch B sagen und für eine konsequente Verwertung von Kunststoffabfällen einstehen.

Recycling bedeutet "wiedergewinnen". Als Hersteller von hochwertigen Kunststoffen sehen wir bei Borealis die Kreislaufwirtschaft tatsächlich als Gewinn an. Mit der Kommunikationsplattform EverMinds™ tauschen wir mit unseren Partnern und Kunden Wissen im Bereich der Kreislaufwirtschaft aus, um Ideen zu fördern, die zu neuen innovativen Lösungen und Anwendungen für uns und unsere Kunden führen.

Das Problem an der Wurzel packen
In den vergangenen Jahrzehnten gab es insgesamt zu wenige Anstrengungen, um Kunststoffe zu recyceln. Weltweit werden jährlich 1,5 Milliarden Tonnen fester Müll produziert. Davon sind etwa 10 Prozent Kunststoffmüll. Rund 150 Millionen Tonnen Kunststoff treiben laut aktuellen Schätzungen in unseren Ozeanen, jährlich kommen 8 Millionen weitere Tonnen hinzu.

Geschätzte 80 % des Meeresmülls kommen vom Festland, wobei rund 50 % davon aus nur fünf asiatischen Volkswirtschaften stammen. Um das Problem an der Wurzel zu packen, engagieren wir uns seit 2017 als Gründungspartner des Projekts STOP für die Lösung des Plastikproblems in Ozeanen. Gemeinsam mit den Stadtregierungen in Indonesien werden mit gezielten Initiativen Systemänderungen in Richtung Kunststoff-Kreislaufwirtschaft gefördert, um zu verhindern, dass Kunststoffe überhaupt in die Meere gelangen.

Es müssen alle an einem Strang ziehen
Meine Vision ist, dass es keinen Kunststoffmüll mehr gibt. Dafür und für eine echte Kreislaufwirtschaft müssen alle Akteure in der Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten. Es reicht nicht, über neue Lösungen nur nachzudenken. Wir müssen sie tatsächlich gemeinsam in die Praxis umsetzen und dafür sind wir gerne Ideenlieferant und Zugpferd. Jedes Unternehmen, jeder politische Akteur und jeder einzelne Konsument kann dazu einen Beitrag leisten.

Zur Person
Alfred Stern ist seit Juli 2018 Vorstandsvorsitzender des österreichischen Chemie- u. Kunststoffkonzerns Borealis. Seit 2012 war er Vorstandsmitglied für den Bereich Polyolefine und Innovation & Technologie. Er hat einen PhD in Material Science und einen Master in Polymer Engineering und Science, beide von der Montanuniversität in Leoben.

Über Borealis
Borealis begann als europäischer Hersteller von Polyolefinen mit einem kleinen Joint Venture in Abu Dhabi. Heute ist das Unternehmen ein global agierender Anbieter innovativer Lösungen in den Bereichen Polyolefine, Basischemikalie.


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