Bildung

FWF-Jahrespressekonferenz 2015: "Licht und Schatten"

FWF trägt zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Österreich bei

Mit insgesamt 211,4 Mio. Euro bzw. 691 bewilligten Projekten im abgelaufenen Kalenderjahr konnte das Bewilligungsvolumen des FWF leicht ausgebaut werden. Ebenfalls einen neuen Rekordwert stellen die 3.973 vom FWF finanzierten Personen dar.

FWF-Mittel für die Realisierung von Grundlagenforschungsprojekten waren 2014 so gefragt wie niemals zuvor: Das Kuratorium des Wissenschaftsfonds hatte in seinen fünf Sitzungen über insgesamt 2.432 Projektanträge zu entscheiden. Die Bewilligungsquote nach Summe über alle FWF-Programme (ohne Schwerpunkt- und Doktoratsprogramme) lag bei 20,9 %.

Bereits seit vielen Jahren ist ein steigendes Interesse der Scientific Community nach Projektmitteln zu beobachten, die im Wettbewerb eingeworben werden; dadurch erhöht sich auch die Nachfrage nach FWF-Mitteln: "Diese erfreuliche Dynamik und das sichtbare Potenzial an exzellenter Wissenschaft in Österreich gilt es zu fördern und zu unterstützen", so FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund, und weiter: "Dazu braucht es einen in jeder Richtung starken FWF, als die zentrale Förderungsorganisation für die Grundlagenforschung in Österreich."

FWF stärkt den wissenschaftlichen Nachwuchs

Öffentliche Mittel, die der Wissenschaftsfonds investiert, leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, das Humankapital in Österreich auf-und auszubauen. Das Programmspektrum des FWF reflektiert die Zielsetzung des FWF, das Forschungspotenzial des Landes in qualitativer wie quantitativer Hinsicht auszuweiten. Bei einer Analyse der Altersstruktur der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in FWF-geförderten Projekten zeigte sich im Jahr 2014 der stärkste Altersblock im Bereich der 27- bis 31-Jährigen. Die große Zahl an geförderten Nachwuchswissenschafterinnen und Nachwuchswissenschaftern unterstreicht, dass der FWF sein Prinzip "Ausbildung durch Forschung" sichtbar ernst nimmt und lebt. Zur Zukunft der Doktoratsprogramme befindet sich im Rahmen der Hochschulkonferenz ein breit angelegter Diskussionsprozess im Abschluss. Der FWF unterstützt unter anderem in Zusammenarbeit mit den DK-Sprecher/innen sowie mit den Universitäten die Weiterentwicklung einer strukturierten, forschungsbasierten Doktoratsausbildung in Österreich.

FWF als europäischer und internationaler Player

Die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit im Bereich der Forschungspolitik in Europa bildet ein gemeinsames Anliegen der Europäischen Kommission, der Mitgliedstaaten sowie der europäischen Stakeholder-Organisationen. Neben der aktiven Einbindung des Wissenschaftsfonds in die Aktivitäten von Science Europe engagiert sich der FWF stark im Bereich der ERA-Net-Initiativen mit dem Ziel einer verbesserten Koordinierung der nationalen Forschungs- und Finanzierungsaktivitäten. Allein im Jahr 2014 wurde die Teilnahme an sieben neuen Initiativen in den Themenbereichen Geisteswissenschaften, Biodiversität, seltene Erkrankungen, Krebsforschung, Systems Medicine, kardiovaskuläre Erkrankungen und Genderangelegenheiten beschlossen. Im Rahmen der bilateralen internationalen Projekte wurde neben den bestehenden sieben europäischen erstmalig eine Ausschreibung mit Flandern durchgeführt sowie neben den sechs außereuropäischen Aktivitäten die Kooperation mit Indien wieder aufgenommen. Neu im Portfolio des FWF ist eine Kooperation mit der US National Science Foundation (NSF) im Rahmen der GROW (Graduate Research Opportunities Worldwide)-Initiative. Der FWF trägt so zu einer Intensivierung der Forschungskooperationen zwischen Arbeitsgruppen in Österreich und den USA bei.

Das aktive Engagement des FWF im internationalen Kontext und die gezielten Maßnahmen zur Unterstützung der Internationalisierung der österreichischen Wissenschaften finden nicht zuletzt auch in der Tatsache ihren Niederschlag, dass mehr als die Hälfte aller laufenden FWF-Projekte in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern durchgeführt wird.

FWF als Frontrunner im Bereich Open Access

Der FWF ist seit jeher eine der weltweit führenden Organisationen im Bereich von Open Access. So war der Wissenschaftsfonds im Jahr 2003 eine der ersten Förderungsorganisationen, welche die "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities" unterzeichnete. Mittlerweile hat der FWF - gemessen an seinem Budget - eine der weltweit höchsten Ausgaben einer Förderungsorganisation für Open Access erreicht. Auf Grundlage einer im Jahr 2014 präsentierten, international vergebenen Studie wurde die Open-Access-Förderungspolitik des FWF weiter optimiert.

Neues Ministerium für die Forschung und den FWF

Das für die österreichische Forschung bedeutendste Ereignis des letzten Jahres war die Bildung des "Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft" (bmwfw) im März 2014. Dass Wissenschaft schon im Titel des neuen Ministeriums eine prominente Rolle spielt, zeigte von Anfang an, dass die Wichtigkeit des Themas auch von Seiten der Regierungsspitze anerkannt wird.

Vizekanzler und Bundesminister Mitterlehner stellte dies dann im April 2014 unter Beweis, als er dem FWF für den Zeitraum 2016 bis 2018 ein Budget von 552 Mio. Euro zusprach. Damit erhielt der FWF erstmalig ein im Bundesfinanzrahmen fixiertes, solides Planungsfundament. Zuvor wurde das FWF-Budget aus verschiedenen Töpfen und Rücklagen finanziert. Auf Basis dieses Budgets konnte der FWF seine Investitionstätigkeit in die Arbeit der leistungsstärksten Forschungsteams Österreichs - und damit in den wissenschaftlichen Nachwuchs des Landes - fortführen.

Bekenntnis zur Grundlagenforschung

"Wissenschaft und Forschung sind die Rohstoffe der Zukunft. Nur wer diese forciert, wird im internationalen Standortwettbewerb Erfolg haben." Diese Erkenntnis aus dem Forschungsaktionsplans 2015 des bmwfw zeigt sich an sichtbaren Erfolgen von Forscherinnen und Forschern aus Österreich. Sie wird auch unterstützt von mehreren Studien und Konzepten, die alle übereinstimmend die Grundlagenforschung als einen "wesentlichen Faktor für ein leistungsfähiges Innovationssystem" (RFTE 2013) hervorheben. Diese Studien fordern daher, die Investitionen und Rahmenbedingungen bis 2020 auf das Niveau führender Forschungsnationen wie der Schweiz, Dänemark, Schweden oder den Niederlanden zu steigern.

So werden in den Studien ("Stärkefelder im Innovationssystem", 2015; "Hochschulen zukunftsorientiert weiterentwickeln", 2015; "Leitbetriebe Standortstrategie", 2014; "Vision 2050", 2013; "Governance und Partizipation", 2013) etwa folgende Maßnahmen konkretisiert:

  • Ausbau der strukturierten Doktoratsausbildung
  • Stärkung der Forschungsinfrastruktur durch ein Finanzierungspaket
  • substanzielle Steigerung des FWF-Budgets um mindestens 10 % pro Jahr
  • Anhebung der Bewilligungsquote bei FWF-Förderungen

Von der Bundesregierung selbst wurden in ihren gültigen Strategiedokumenten ("Forschungsaktionsplan", 2015; "Arbeitsprogramm der Bundesregierung", 2013; "FTI-Strategie", 2011) dazu folgende Punkte beschlossen:

  • Steigerung der Forschungsquote bis 2020 auf 3,76 % des BIP
  • Anhebung der Budgetmittel für tertiäre Bildungseinrichtungen auf 2 % des BIP
  • zusätzlich 2.500 Doktorats- und Postdoc-Stellen

In Zeiten von Budgetkonsolidierung und Wirtschaftskrise können diese Zielsetzungen aus der FTI-Strategie und dem Regierungsprogramm nicht im vollen Umfang realisiert werden. Tatsächlich muss der FWF erstmals seit Jahrzehnten sinkende Bewilligungssummen einplanen, die bis 2020 zu Bewilligungsquoten von unter 15 % führen könnten. Im Jahr 2014 mussten bereits die bei Wissenschafterinnen und Wissenschaftern sowie Universitäten gleichermaßen hoch angesehenen Schwerpunkt-Programme sowie die Doktoratsprogramme ausgesetzt werden. Über eventuell notwendige Programmkürzungen wird - je nach Budgetaussichten - zu diskutieren sein.

Derartige Maßnahmen entziehen natürlich den Forschungsstätten einen wichtigen Teil ihrer notwendigen Ressourcen und machen es schwer, weiterhin erstklassige Grundlagenforschung zu betreiben. Dies würde auch massive Auswirkungen auf die Attraktivität des Innovationsstandortes Österreich haben. Die finanzielle Situation hat daher nicht nur Auswirkungen auf den FWF, sondern betrifft den gesamten Forschungssektor - Universitäten genauso wie außeruniversitäre Forschungsstätten.

Der sich abzeichnende Übergang zu einem stabilisierten, aber konstant bleibenden Budget hat sinkende Bewilligungen ab 2016 zur Folge. Da sich der FWF mit jedem Euro Bewilligung zu Auszahlungen in der Zukunft verpflichtet, sind mit einem Großteil des Budgets die Verbindlichkeiten aus vergangenen Bewilligungen zu finanzieren. Um die Liquidität zu sichern und auch Vorsorge für die Verlängerungen der Schwerpunkt-Programme und der Doktoratskollegs zu treffen, müssen künftige Verpflichtungen reduziert werden.

Auf der anderen Seite sieht sich der FWF mit einem nach wie vor wachsenden Antragsvolumen konfrontiert.

In den letzten fünf Jahren betrug dieses Wachstum durchschnittlich 8 % jährlich, wobei angesichts der steigenden Quantität und Qualität der Scientific Community davon auszugehen ist, dass sich dieses Wachstum auch künftig mindestens auf diesem Niveau fortsetzt. Zur Sicherung des Status Quo und Beibehaltung der derzeitigen Bewilligungsquoten wäre eine Steigerung der Bewilligungen in der Höhe des prognostizierten Antragswachstums notwendig. Das entspräche -kumuliert für die Jahre 2015 bis 2018 - zusätzlichen Bewilligungen von insgesamt 257 Mio. Euro. Für die Wiederaufnahme des Aufholprozesses müssten hingegen zusätzliche Anstrengungen unternommen werden.

Grundlagenforschung ist die Zukunft

Die Verortung der Grundlagenforschung und ihrer Förderung unter der neuen Bundesregierung in einem breit aufgestellten Ministerium eröffnet potenziell neue, vielversprechende Möglichkeiten, insbesondere was die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Sektoren des Innovationssystems betrifft. Eine wesentliche Voraussetzung aber ist, dass die Grundlagenforschung und die Forschungsstätten, als Hauptträger dieser Forschung in Österreich, dabei einen zentralen Platz einnehmen, um sämtlichen kreativen Kräften in der Wissenschaft die Möglichkeit zur Entfaltung zu geben.

Die Faktenlage zeigt: Ohne einen starken FWF gibt es keine starke Grundlagenforschung in Österreich, und ohne starke Grundlagenforschung rückt das Ziel der Bundesregierung, zu den Innovationsführern aufzuschließen bzw. zu ihnen zu gehören, in weite Ferne. Eine Zitationsstudie des "Center for Science and Technology Studies (CWTS; Leiden University)" zeigt: Wenn alle wissenschaftlichen Arbeiten aus Österreich so häufig zitiert würden wie jene, die FWF-gefördert sind, wäre Österreich bereits in der Weltspitze der Grundlagenforschung angekommen - zum Teil deutlich vor Ländern, die der Gruppe der "Innovation Leaders" angehören.

Der FWF wird sich weiterhin mit Kräften darum bemühen, zusätzliche Ressourcen, etwa über private Stiftungsgelder und über Förderungen der Europäischen Union, zu lukrieren. Allerdings können private Mittel in keinem Fall öffentliche Finanzierungen der Grundlagenforschung ersetzen.

"Auch in Zukunft wird der FWF - wie schon in der Vergangenheit -bereit stehen, gemeinsam mit der Bundesregierung die Scientific Community in Österreich und mit ihr die Grundlagenforschung in unserem Land zu stärken", so FWF-Präsidentin Ehrenfreund und FWF-Geschäftsführerin Sturn unisono.


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