###Verlagshomepage austriainnovativ.at news### Forschung
© Foto: JKU
Die KI-Trainingsmethoden von KI-Guru Sepp Hochreiter sollen auch Fusionsreaktoren ermöglichen.
© Foto: JKU

Künstliche Intelligenz

KI für die Kernfusion

Auf Basis von Linzer KI-Trainingsmethoden zeigte Deepmind ein „Proof of concept“ für die Plasmaschwebe in Fusionsreaktoren. Damit rücken stabile Fusionsreaktoren in Sichtweite.

von: Norbert Regitnig-Tillian

Die Kernfusion ist die große Hoffnung in der Energieversorgung. Allein sie scheiterte bis jetzt immer an einem technischen Problem: Fusionsmaschinen wie „Tokamaks“ konnten 100 Millionen Grad heißes Plasma zwar erzeugen, aber nicht lange genug in Schwebe halten. Der chaotisch brodelnde Wasserstoff touchierte nach wenigen Sekunden mit der Reaktorwand, der Fusionsprozess endete, bevor er richtig begonnen hatte. Jetzt scheint eine Lösung für das Schwebeproblem in Sicht. Die von Google-Alphabet um 500 Millionen Dollar gekaufte KI-Schmiede „Deepmind“ entwickelte einen lernfähigen Algorithmus, mit dem Plasmaverhalten vorhergesagt und ausbalanciert werden kann – mit Linzer KI-Technik. Im Forschungsreaktor am Schweizer Plasmacenter der École Polytechnique Fédérale de Lausanne konnte der Tokamak damit so geschickt angesteuert werden, dass das superheiße Plasma in elektrischen Feldern „eingehegt“ und stabil in Schwebe gehalten werden konnte – ohne Wandtouché.

Trickkiste der KI-Forschung
Zwar wurde der Prozess nach einigen Sekunden abgebrochen. Jedoch nicht aus Gründen der Instabilität, sondern, so hieß es von den Forschern in Nature , damit der Forschungsreaktor nicht überhitze. Für die Stabilisierung des Plasmastromes hatten die Forscher tief in die Trickkiste der KI-Forschung gegriffen. Sie schalteten alle für die Plasmaschwebe verantwortlichen Sensoren und Elektromagnete zu einem einzigen riesigen neuronalen Netzwerk zusammen und trainierten dieses mit Methoden des Linzer Informatikers Sepp Hochreiter. Der bayerische KI-Pionier, der seit 2006 an der Linzer Johannes-Kepler-Universität lehrt, entwickelte schon früh Konzepte fürs maschinelle Lernen. International berühmt wurde etwa seine Methode des „Long short-term memory“ (LSTM), mit der ein neuronales Netzwerk eine Art Kurzzeitgedächtnis entwickeln kann. In Kombination mit anderen von ihm entwickelten Methoden – etwa den „Exponential linear Units“ (ELU) können Maschinen dann schneller aus Fehlern lernen. Beide Methoden wurden nun von Deepmind für die „Plasmabändigung“ eingesetzt. „Das freut mich schon sehr“, sagt Hochreiter. „international wird man ja oft mehr wahrgenommen als vor der Haustüre.“

LSTM fast überall
Seit man mit „Big Data“ große Datenmengen verarbeiten kann, boomen Hochreiters KI-Methoden. Alle Tech-Giganten wie Google, Apple oder Amazon greifen darauf zurück. Google Translate basiert darauf ebenso wie die Spracherkennung von Apples „Siri“ oder Amazons „Alexa“. Auch Deepmind selbst setzte LSTM schon ein: für die Optimierung von Computerspielen oder für „Alpha-Fold“, einem KI-Programm, mit dem sich die dreidimensional gefaltete Proteinstruktur auf Basis von Aminosäuresequenzen vorhersagen lässt. In Lausanne trainierten sie nun mit LSTM und ELU das neuronale Netzwerk des Fusionsreaktors. Jede Millisekunde, die das Plasma länger schwebte, wurde dabei vom neuronalen Netzwerk als Datenpunkt für die Optimierung gespeichert. Jede Einstellung, die das Plasmaleben verkürzte, wurde von der KI gelöscht. Mit dieser Methode des „Reinforcement learning“ konnte die KI immer robuster und vorausblickendender agieren.

Für die Zukunft der Kernfusion könnte die neue KI-Methode entscheidend sein. 2025 soll der riesige Experimentalreaktor ITER im südfranzösischen Cadarache in Betrieb gehen. Bei ihm soll eine Kernfusion schon über 50 Minuten aufrechterhalten werden. Wird dieses Ziel erreicht, kämen bereits Kraftwerke auf Basis von Kernfusion in Sichtweite, die das Energieproblem nachhaltig lösen könnten. „Noch sind die neuronalen Netzwerke wahrscheinlich nicht robust genug“, meint Hochreiter, der selbst nicht an dem Projekt teilgenommen hat. „Prinzipiell lassen sie sich aber genau in diese Richtung weiterentwickeln. Ich wünsche den Kollegen jedenfalls alles Gute.“


Green Energy Lab visualisiert die Energiezukunft

Der Umstieg auf nachhaltige und zukunftssichere Energielösungen ist zentraler Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Das Innovationslabor Green Energy…

Weiterlesen

Grüne Synergien in Mobilität, Industrie und Energieversorgung

Die nachhaltige Transformation - Das primäre Ziel der Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power and Gas, kurz WIVA P&G, ist, die…

Weiterlesen

8. Wiener Innovationskonferenz

„In Zeiten des Umbruchs bestehen - Transformation mit Innovation“ - Die 8. Wiener Innovationskonferenz widmet sich den aktuellen Umbrüchen am…

Weiterlesen

FlexModul – Saisonale Speicherung von Solarenergie

© Barbara Krobath

Die Volatilität (Schwankungen) von erneuerbaren Energien bringt einen hohen Bedarf an Energiespeichern mit sich. Nur so kann auch zu Zeiten geringer…

Weiterlesen

Zum dekarbonisierten, leistbaren Wohnraum

© Canva/Illionaire

Die Weiterentwicklung von privaten Zinshäusern zu vertraglich abgesicherten Gemeinschaftsprojekten samt baubehördlicher Genehmigung für die umfassende…

Weiterlesen

Patricia Neumann: Neue Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Österreich

© Siemens

Mag. Patricia Neumann (51) ist seit Anfang Mai 2023 Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Österreich. Die neue CEO ist für die Dauer von fünf Jahren…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Austria Innovativ Podcast in Kooperation mit Julia Schütze.

Interviews mit Entscheider*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung.

Hören Sie hier Folge 2 (Teil 1): Interview mit Siemens-Manager Gerd Pollhammer

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

Lange Nacht der Forschung 2024 in Tirol

Datum: 24.05.2024
Ort: Tirol

Aus der Luft gegriffen: Follow-up zum Aviation Forum Austria

Datum: 28.05.2024
Ort: Weiz, Österreich

Mehr Termine

Abonnement und Mediadaten

Sie wollen die führende österreichische Fachzeitschrift kennen lernen?
Sie wollen sich über Erscheinungstermine, Schwerpunkte und Werbemöglichkeiten informieren?

Hier sind Sie richtig.  

Abonnement

Mediadaten