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Norbert Hofer: Effizienz des Innovationssystems verbessern

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Bundesminister Ing. Norbert Hofer: „Ob die Digitalisierung als Fluch oder Segen empfunden wird hängt davon ab wie wir die unaufhaltsamen Entwicklungen unserer Zeit zu nützen wissen.“
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Aus China hat Bundesminister Norbert Hofer einige interessante Vereinbarungen mitgebracht. Sein Ziel ist es, Österreich als attraktiven Infrastrukturstandort im Herzen Europas zu stärken. Damit einher geht nicht nur ein Ausbau der dazu benötigen Infrastrukturen, sondern auch eine Verbesserung der Effizienz des Innovationssystems sowie eine Erhöhung der Treffsicherheit und Effektivität der Forschungsförderung.

von: Harald Hornacek

Von Breitband und 5G über Industrie 4.0 bis hin zum automatisierten Fahren – das Leistungs- und Verantwortungsspektrum des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie ist groß. Welche Rolle soll das BMVIT aus Ihrer Sicht künftig spielen, wenn es um eine Stärkung der Position Österreichs im internationalen Wettbewerb geht?

Unser Ziel muss sein, Österreich als attraktiven Infrastrukturstandort im Herzen Europas zu stärken. Dafür müssen wir einerseits die notwendigen strukturellen und regulatorischen Rahmenbedingungen schaffen – beispielsweise beim Ausbau und der Weiterentwicklung digitaler Infrastruktur –, andererseits gilt es österreichische Unternehmen die Zulieferer für Infrastrukturtechnologien sind gezielter zu unterstützen. Die österreichische Infrastrukturlandschaft muss dabei als Referenzmarkt für heimische Unternehmen dienen, die im globalen Wettbewerb stehen.

In vielen Bereichen sind österreichische Unternehmen heute bereits Spitzenreiter. Wo wollen Sie künftig Schwerpunkte setzen, um dies zu unterstützen? Welche Stärkefelder bzw. technologischen Fokusthemen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Österreichische Unternehmen sind in vielen Technologiebereichen Weltmarktführer, insbesondere bei Nischenanwendungen auf dem Gebiet der Verkehrstechnologie, bei Energie- und Umwelttechnologien oder im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien. Diese Stärken gilt es weiter auszubauen. So müssen wir vermehrt in nachhaltige Mobilitätslösungen investieren und die Mikroelektronikindustrie als Grundlage der Digitalisierung gezielt fördern. Auch im Bereich der automatisierten Produktion, Stichwort Industrie 4.0, müssen wir am Ball bleiben. Ein aktuelles Schwerpunktthema welches auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird, ist zweifelsohne die Klima- und Energieforschung. Hier müssen wir gemeinsame Schritte in Richtung Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit setzen.

Wo sehen Sie umgekehrt noch Aufholbedarf? Wo müssen wir besser werden?

Beim Ausbau des landesweiten Glasfasernetzes und der flächendeckenden Versorgung mit ultraschnellem Internet müssen wir einen Zahn zulegen, daran arbeiten wir bereits intensiv. Klimafreundliche Mobilität und Dekarbonisierung sind weitere Herausforderungen, die wir unter anderem im Rahmen einer integrierten Klima- und Energiestrategie adressieren.

Mit einer Forschungsquote von rund 3,14 Prozent nimmt Österreich eine Top-Position im EU-Vergleich ein. Auf der anderen Seite verliert unser Land in unterschiedlichen Innovations-Indices an Boden. Worin liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Entwicklung?

Wenn man sich die anerkannten internationalen Innovationsrankings ansieht, kann von einem „Boden verlieren Österreichs“ nicht die Rede sein. So hat sich Österreich zum Beispiel im aktuellen European Innovation Scoreboard gegenüber dem Vorjahr um drei Plätze verbessert (EIS 2017: 7.Platz in der EU, EIS 2016: 10.Platz in der EU) und liegt dort an der Spitze der Ländergruppe der „Starken Innovatoren“. Im deutschen „Innovationsindikator“ liegt Österreich derzeit weltweit auf Platz 9 sowie im Jahr davor und im „Global  Innovation Index“ belegt Österreich weltweit unter sehr vielen gerankten Staaten – ebenso wie im Jahr davor – Platz 20.

Was die Investitionen in Forschung und Entwicklung bzw. die Forschungsquote betrifft, sei darauf hingewiesen, dass es bekanntermaßen mehrere Jahre dauert, bis F&E-Investitionen sich in Outputs wie Patente oder Wertschöpfung in forschungs- und wissensintensiven Branchen niederschlagen.

Nichtsdestotrotz arbeitet die Bundesregierung fortwährend daran, die Effizienz des Innovationssystems zu verbessern und die Treffsicherheit und Effektivität der Forschungsförderung zu erhöhen.

Das BMVIT engagiert sich in zahlreichen F&E-Programmen als bedeutender Finanzierungs- bzw. Förderpartner. Wird es hier Verschiebungen oder Neuorientierungen geben, oder vielleicht auch ganz neue Aktivitäten?

Um den Entwicklungen unserer Zeit gerecht zu werden müssen wir selbstverständlich auch unser Forschungsförderungsportfolio regelmäßig hinterfragen und gegebenenfalls anpassen. Zur Lösung gesellschaftspolitischer Herausforderungen wird es zukünftig wichtig sein, verstärkt in neue Technologien wie beispielsweise 5G zu investieren. Künstliche Intelligenz und Robotik sind Themen, die gewiss an Bedeutung gewinnen werden, genauso wie technologische Lösungen im Bereich der Bioökonomie. In einer sich so dynamisch entwickelnden Welt wie der unseren sollten stets neue Aktivitäten ins Auge gefasst werden.

Die Digitalisierung ist mitten im Laufen, auch in Österreich wird sich künftig im Lichte dieser Entwicklung einiges ändern – sowohl auf dem Arbeitsmarkt, aber vor allem durch das Entstehen neuer Lösungen. Worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Chancen der Digitalisierung für unser Land – aber auch Risiken?

Ob die Digitalisierung als Fluch oder Segen empfunden wird hängt davon, ab wie wir die unaufhaltsamen Entwicklungen unserer Zeit zu nützen wissen. Das Potenzial der Digitalisierung ist gewaltig und bietet uns nicht nur die Chance Österreich als Wirtschaftsstandort zu stärken, sondern auch die Lebensqualität jeder und jedes Einzelnen zu erhöhen – wenn wir es richtig angehen. Digitalisierung kann zu mehr und zu besseren Arbeitsplätzen führen, wenn wir unser Bildungssystem an die Qualifikationsanforderungen der Zukunft anpassen. Digitalisierung kann die Gesundheitsversorgung revolutionieren, wenn wir in Technologieentwicklung investieren und dafür die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen. Digitalisierung kann gleichermaßen die gewünschte Energiewende vorantreiben, wenn wir auf nachhaltige Innovationen in diesem Bereich setzen und bereit sind, neue Pfade einzuschlagen. Durch die Digitalisierung verlieren günstige Lohnniveaus als Standortfaktor an Bedeutung, während eine exzellente Infrastruktur, ein hoher technologischer Entwicklungsgrad und qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtiger werden. Wenn wir hier rechtzeitig die richtigen Schritte setzen, kann Österreich zweifelsohne als Sieger im Digitalisierungswettbewerb hervorgehen.

Ein Blick noch über unsere Grenzen hinaus: Auf EU-Ebene nimmt das Thema Technologieentwicklung eine immer stärkere Rolle ein. Welche Aktivitäten möchten Sie auf EU-Ebene persönlich setzen, um einerseits Österreichs Rolle als Partner des europäischen Technologiesystems zu stärken, gleichzeitig aber auch neue Aspekte in den EU-Diskussionsprozess einzubringen?

Diese Entwicklung ist zu begrüßen, sie geht konform mit den Interessen und Politiken des BMVIT. Das BMVIT betreibt langfristig und erfolgreich nationale Programme zur Technologieentwicklung zu den Themen Verkehr, IKT, Produktionstechnologien, Energie, Sicherheit und Weltraum. Das alles sind Bereiche, in denen Österreich auf EU-Ebene traditionell erfolgreich ist, wir sind damit bereits jetzt ein starker Partner.

Wir werden weiterhin auf eine intensive österreichische Beteiligung an den langfristigen Technologieprogrammen der EU in Partnerschaften mit der Industrie setzen. Hier profitiert Österreich, vor allem die Industrie, bereits jetzt stark. Als Beispiele kann eine Reihe von Initiativen auf EU-Ebene genannt werden, bei denen die Beteiligung im Rahmen der Programme des BMVIT ermöglicht wird:

Das Joint Undertakings ECSEL (Electronic Components and Systems for European Leadership), in dem Unternehmen wie die AVL List GmbH führend in multinationalen F&E-Vorhaben arbeiten.

Shift2Rail, ein PPP-Projekt zur Entwicklung innovativer Lösungen für den Eisenbahnverkehr, mit ebenfalls starker österreichischer Beteiligung (z.B. voestalpine).

Auch das vom BMVIT koordinierte EU-weite FTI-Initiative ERA-Net Spart Smart Grids Plus zur Entwicklung und Umsetzung für intelligente Stromnetze ist ein gutes Referenzbeispiel, ebenso das F&E-Programm der EU zum Bereich Active and Assisted Living (AAL).

Wir werden die österreichische Forschung und Industrie verstärkt unterstützen, erfolgreich in Kooperationen auf europäischer Ebene zu sein. Ein zusätzlicher Aspekt, für den wir eintreten werden, ist die verstärkte Umsetzung der Ergebnisse von Forschung und Technologieentwicklung in marktfähige Produkte und Dienstleistungen, z. B. durch gezielte europäische Programme zum Public Procurement von Innovationen. Damit sollen Märkte für neue europäische Produkte geschaffen werden.

Eine persönliche Frage zum Abschluss: Was sind die drei wichtigsten Ziele, die Sie in Ihrer Funktion als Bundesminister verfolgen?

Mir ist es wichtig, dass die ausgelagerten Betriebe, für die ich verantwortlich bin, auf gesunden Beinen stehen. In Bezug auf Mobilität möchte ich, dass unser Straßen- und Schienennetz sich in einem guten Zustand befindet, der auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleistet. Ein weiteres Ziel ist es, die emissionsarmen und emissionsfreien Antriebsformen politisch weiter anzutreiben und in den Alltag zu integrieren.


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