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© Fotos: BKA/Florian Schrötter
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„Rekordbudget für Universitäten“

Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion des BMBWF, erklärt im AI-Interview, wieso es bei den neuen Leistungsvereinbarungen um weit mehr geht als nur um die Finanzierung der Universitäten für die nächsten drei Jahre.

von: Alfred Bankhamer

AI: Was bringen die neuen Leistungsvereinbarungen den Universitäten in der Periode 2022 bis 2024?
Elmar Pichl: Eine ganze Menge. Nicht zuletzt ein Rekordbudget von 12,3 Mrd. Euro für die nächsten drei Jahre. Das ist um 1,3 Mrd. Euro oder 12,5 Prozent mehr als in den vorangegangenen drei Jahren. Aber für noch wichtiger halte ich, dass wir den gemeinsamen Wegder effizienten, qualitätssteigernden Universitätssteuerung fortsetzen, den wir mit Einführung der Universitätsfinanzierung 2018 eingeschlagen haben. Dadurch verbessern sich die Rahmenbedingungen, um zu studieren, zu forschen und an Universitäten zu arbeiten, konsequent und nachhaltig.

AI: Was meinen Sie konkret damit?
Pichl: Seit 2018 baut die Finanzierung der Universitäten in einem wesentlichen Umfang auf der Prüfungsaktivität als Indikator auf, konkret der Zahl jener Studien an einer Universität, in der Studienleistungen im Umfang von 16 ECTS-Punkten pro Jahr erbracht werden. Dazu kommt die Verbesserung der Betreuungsrelationen durch die Einstellung von zusätzlichem wissenschaftlichen Personal. Die aktuelle Periode 2022 bis 2024 ist die zweite, in der wir mit jeder Universität spezifische konkrete Zielwerte vereinbart haben, die erreicht werden müssen, um tatsächlich die jeweils gänzlich vorgesehene Budgetsumme zu erhalten. Dass das funktioniert, sieht man daran, dass es bereits gelungen ist, die Prüfungsaktivität innerhalb von nur fünf Jahren von 57 Prozent im Studienjahr 2016/17 um sieben Prozentpunkte auf 64 Prozent zu erhöhen.

AI: Wie lässt sich die Prüfungsaktivität überhaupt mit Einzelmaßnahmen verbessern? Oder anders formuliert: Was können die Universitäten tun, damit Studierende zügig studieren?
Pichl: Das ist nicht einfach, weil es die eine, direkte Stellschraube dafür nicht gibt, sondern zugleich an vielen Rädchen gedreht werden muss. Das können etwa gezielte Mentoring- und Beratungsprogramme sein, um Studierende besser in ihrem Studium zu unterstützen. Oder die Studierbarkeit zu verbessern, also Curricula derart auszugestalten, sodass sie wirklich innerhalb der vorgesehenen Regelstudiendauer abgeschlossen werden können. Wichtig ist auch die ausgewogene Verteilung des Workloads, also der Studienleistungen, die Studierende in einem Studium erbringen müssen, und so für die sogenannte ECTS-Gerechtigkeit zu sorgen. Universitäten steht also ein ganzes Potpourri an Maßnahmen zur Verfügung. Die Herausforderung dabei ist, dass sich die Wirksamkeit all dieser Maßnahmen erst nach und nach zeigt.

AI: Haben alle Universitäten in der Leistungsperiode 2019 bis 2021 ihre Ziele erreicht? Was ist jenen Universitäten passiert, die das nicht geschafft haben?
Pichl:
Gesamthaft haben alle Universitäten ihre Ziele 2019 bis 2021 erreicht. Das trifft aber nicht auf jede einzelne der insgesamt 22 Universitäten zu. Die Leistungsvereinbarungen sehen jeweils Maßnahmen bei Nichterfüllung vor, wenn die Universitäten die vereinbarten Ziele um mehr als die gesetzliche Toleranzgrenze von zwei Prozent verfehlen. Diese frei gewordenen Mittel stehen weiterhin den Universitäten zur Verfügung. Sie werden nur anders verteilt. In der Periode 2019 bis 2021 wurden den Universitäten über diesen Weg unter anderem 20 Millionen Euro zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verfügbar gemacht. Bevor diese Regelung zur Anwendung kommt, wird allerdings stets versucht, während der dreijährigen Periode Kurskorrekturen vorzunehmen. Dazu finden zweimal im Jahr Begleitgespräche zwischen den einzelnen Universitäten und dem Ministerium statt.

AI: Apropos Corona-Pandemie: Sie verlangt einiges an Mehraufwand für Universitäten –Stichworte Corona-Management und Ausbau des digitalen Lehr- und Lernangebots. Inwieweit wird das in den Leistungsvereinbarungen 2022 bis 2024 berücksichtigt?
Pichl: Die Weiterentwicklung des digitalen Lehr- und Lernangebots ist unter den Schlagworten „Neue Lehr- und Lernwelten“ ein Schwerpunkt in den aktuellen Leistungsvereinbarungen. Dazu zählt beispielsweise auch, dass die Umsetzung jener 34 profilbildenden, zukunftsweisenden Digitalisierungsprojekte fortgesetzt wird, die das BMBWF seit 2020 über die Ausschreibung „Digitale und soziale Transformation in der Hochschulbildung“ mit insgesamt 50 Millionen Euro finanziert. Darunter sind auch einige, die sich um digitales Lehren und Lernen drehen. Zum Beispiel der weitere Ausbau der MOOC-Plattform iMoox, der Aufbau und die Weiterentwicklung von Open Educational Ressources sowie der Einsatz von Learning Analytics, um Studierende im Studium besser zu unterstützen.

AI: Gibt es ein spezielles Corona- Programm?
Pichl: Ein eigenes Corona-Budget ist für die Universitäten nicht vorgesehen, das wäre angesichts der Rekordsumme von 12,3 Milliarden Euro, die die Universitäten bis 2024 erhalten, auch nur schwer argumentierbar. Aber es hat in den vergangenen zwei Jahren durchaus eigene Zuwendungen gegeben – darunter die bereits erwähnte Umwidmung von 20 Millionen Euro, aber etwa auch eine Million Euro zur Finanzierung der Corona- Teststrategien der Universitäten. Dazu kommen beispielsweise weitere Unterstützungsmaßnahmen für Studierende – die Ausweitung der Studienförderung durch die Verankerung des Sommersemesters 2020 als neutrales Semester, die personelle Aufstockung der Psychologischen Studierendenberatung sowie die erst kürzlich erfolgte Neuauflage des gemeinsamen Corona-Härtefonds mit der ÖH.

AI: Wieso ist die Medizin ein Schwerpunkt in den Leistungsvereinbarungen?
Pichl: Die Corona-Pandemie hat uns den wichtigen Stellenwert der Universitätsmedizin insgesamt, aber auch ihren Beitrag für die medizinische Gesundheitsversorgung in Österreich vor Augen geführt. Deshalb stocken wir nicht nur die Zahl der Studienplätze für Studienanfängerinnen und -anfänger etappenweise in Zweijahresschritten um je 50 Studienplätze auf, sodass es in Summe im Studienjahr 2028/29 2.000 Studienplätze mehr sein werden. Wir stärken auch gezielt die Allgemeinmedizin in Studium und Forschung. Schließlich darf auch das noch zu errichtende Ignaz-Semmelweis-Institut nicht unerwähnt bleiben. Dieses soll die zentrale Ansprechstelle in Infektionsfragen werden – ähnlich dem Robert-Koch-Institut, das es in Deutschland gibt.

AI: Warum wird nicht – so wie 2019 bis 2021 – weiter massiv auf den Ausbau des wissenschaftlichen Personals gesetzt?
Pichl:
Erstens ist das so nicht ganz richtig. Auch in der Periode 2022 bis 2024 werden rund 60 zusätzliche Professuren und äquivalente Stellen eingerichtet, die Hälfte davon im Medizinbereich. Zweitens bauen wir selbstverständlich weiterhin auch das Personal im MINT-Bereich und zur Verbesserung der Betreuungsverhältnisse aus. Aber in der Vorgängerperiode 2019 bis 2021 starteten wir eine regelrechte Stellenoffensive mit der Finanzierung von rund 360 neuen Professuren und Äquivalenten. Es handelt sich hierbei um den größten Personalausbau an den Universitäten der letzten Jahrzehnte, ein Prozess, der Zeit braucht, um sich zu konsolidieren und zu festigen.

AI: Für die junge Generation ist der Klimawandel eine der drängendsten globalen Herausforderungen. Was soll hier seitens der Universitäten passieren und reicht das aus, um das Ziel auf europäischer Ebene zu erreichen, bis 2040 vollständig auf erneuerbare Energien zu setzen?
Pichl:
Den Universitäten kommt mit ihrer Expertise in Bildung, Wissenschaft, Forschung und als Innovationstreiberinnen schon immer eine entscheidende Rolle bei der Lösung globaler Herausforderungen zu. In Österreich haben sie sich beispielsweise 2012 zur „Allianz Nachhaltiger Universitäten“ zusammengeschlossen. Und auch in den vorangegangenen Leistungsvereinbarungsperioden waren Nachhaltigkeit und Klimaschutz wichtige Schwerpunkte. 2022 bis 2024 wird diese Entwicklung fortgesetzt. Hervorheben möchte ich die geplante Errichtung eines neuen „Austrian Center for Transformation“. Damit soll ein gemeinsames Dach für bisherige universitäre Aktivitäten in der Klimawandel-, Nachhaltigkeits-, und Transformationsforschung sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung entstehen. Es gibt aber natürlich auch eine ganze Reihe anderer Projekte. Alle Universitäten leisten ihren wichtigen Beitrag, damit Österreich und Europa seine Klimaziele wissenschaftsbasiert verfolgen kann.

AI: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Dieser Beitrag ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit dem mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Austria Innovativ.


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