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© Fotos: EIT/ Matthias Hesch
Gerald Murauer ist seit April 2020 Geschäftsführer von Silicon Austria Labs. Nach dem Studium an der TU Wien begann er bei Boston Consulting und baute danach als Managing Director das neue Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg auf. Danach war er Leiter der Corporate Technology bei Siemens für Zentral- und Osteuropa. Den Aufbau des Aspern Smart City Forschungszentrums hat er als Siemens-Geschäftsführer verantwortet.
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"Wir wachsen weiter"

Gerald Murauer, Geschäftsführer von Silicon Austria Labs (SAL), über den raschen Aufstieg seines neuen Spitzenforschungszentrums, die Bedeutung von EBS und 6G und wie man gute Leute gewinnt.

AI: Silicon Austria Labs ist ein noch junges Spitzenforschungszentrum für elektronikbasierte Systeme, das Ende 2018 gegründet wurde. Was wurde schon alles erreicht?
Gerald Murauer: Wir sind nun im vierten Jahr und haben mittlerweile schon 250 Leute. Wichtig zu erwähnen ist, dass rund die Hälfte der Forscherinnen und Forscher außerhalb von Österreich kommt. Die SAL bringt also einen Braingain in eine Industrie und einen Forschungszweig, für den es in Österreich noch viel zu wenige qualifizierte Leute gibt. Im Jahr 2021 lag unser Projektvolumen mit externen Partnern bei über 20 Millionen Euro. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr um 55 Prozent gestiegen und die kooperativen Forschungsprojekte mit der Industrie haben sich mehr als verdoppelt. Wir befinden uns also auf einem ständigen Wachstumspfad.

AI: Wie viele Partner hat SAL schon?
Murauer: Wir haben über 50 Industriepartner, mit denen wir zusammenarbeiten. Zehn davon sind regelmäßige Partner, mit denen wir den Großteil des Umsatzes erzielen. Und es gibt natürlich die wissenschaftlichen Partner. Wir arbeiten mit über einem Dutzend Universitäten, Fachhochschulen und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen. Sowohl in den Projekten als auch in den eigenen SAL Uni Labs, die der angewandten Grundlagenforschung dienen.

AI: Wie viele Standorte gibt es?
Murauer: Wir haben drei Standorte in Graz, Villach und Linz, in denen wir an fünf Leuchtturmthemen forschen. Die Mikrosystemtechnik, also die SAL Leuchttürme „More than Moore“ und Photonik, ist in Villach verankert, in Graz ist die Leistungselektronik und der Bereich „Dependable EBS“ und in Linz 6G sowie RF beheimatet. In Linz wurden kürzlich unsere neuen Büroflächen im JKU Science Park 4 eröffnet, wo nun das gesamte Linzer Team im gleichen Stockwerk arbeitet.

AI: Wie funktioniert das Kooperationsmodell der SAL?  
Murauer: Wir forschen mit Industriepartnern gemeinsam an aktuellen Themen und teilen uns die Kosten fifty-fifty. Im Unterschied zur Auftragsforschung werden die kooperativen Forschungsprojekte langfristiger angelegt. Sie dauern in der Regel ein bis zu vier Jahren. Bei uns liegt der Schnitt ziemlich genau bei zwei Jahren. Damit können beim Industriepartner wesentliche Produktinnovationen hervorgebracht werden. Beispiele dazu sind etwa die Tiny Power Box, ein On-Board-Charger für E-Autos, oder die neuen Piezo-Mikro-Spiegel-Module für dynamische Lichtfunktionen.

AI: Wie lassen sich Partner für Forschungsprojekte gewinnen?
Murauer: In der Forschung ist das Vertrauen sehr wichtig. Die Partner müssen im Projekt ihre Roadmaps öffnen. Deshalb müssen sich die Partner gut kennen und das funktioniert am besten über konkrete Projekte. Neue Partner gewinnt man beispielsweise gut über Roadshows, die wir gerade wieder durchführen. Da können wir direkt vor Ort zeigen, wo wir unsere Kompetenzen haben und wo wir was gemeinsam tun können. Dazu veranstalten wir etwa auch World Cafés. Ein weiteres wichtiges Mittel sind schließlich die konkreten Workshops. Da entstehen auch schon Projektideen, die wir zugleich auf unsere Website stellen. So können neue Partner hinzustoßen. Während der Pandemie haben diese Veranstaltungen natürlich etwas gelitten. Hier hatten wir uns in den ersten zwei Quartalen sehr schwergetan, neue Partner zu gewinnen. Dann lief es wieder gut. Wenn schon Vertrauen mit Industriepartnern besteht, kann man natürlich auch über Online-Konferenzen über neue Projekte reden.

 

AI: Wie hat sich die Pandemie generell ausgewirkt?
Murauer: Die bestehenden Projekte konnten wir gut abarbeiten. Videokonferenzen waren alle schon durch die internationalen Projekte gewöhnt. In den Labors gab es gewisse Herausforderungen in den Lockdowns. Schwierig war auch durch den Wegfall realer Kontakte, einen Teamspirit zu schaffen. Als ich zur SAL gekommen bin, waren wir noch 130 Leute an Bord, mittlerweile sind wir 250. Anfang Oktober 2021, als die Inzidenzzahlen gut waren, haben wir die Möglichkeit genutzt und erstmals ein SAL-Fest veranstaltet.

AI: Wie viele Projekte konnten schon gestartet und abgeschlossen werden?
Murauer: Wir haben letztes Jahr an über 100 Projekten gearbeitet. Bei den Auftragsarbeiten im kooperativen Bereich konnten wir schon zwei Dutzend abschließen. Die meisten Projekte sind aber mehrjährig.

AI: Was war das bislang größte Projekt?
Murauer: Da gibt es einerseits die Tiny Power Box mit einem Projektvolumen von 3,2 Millionen Euro. Das Projekt wird heuer abgeschlossen und ein Demonstrator ist gerade in Fertigstellung. Da geht es um einen sehr effizienten bidirektionalen Onboard-Charger, also ein Batterieladegerät, für Elektroautos. Wir haben hier renommierte Partner an Bord. Heuer wird wahrscheinlich auch schon das Nachfolgeprojekt Tiny Power Box 2 gestartet. Das zweite Vorzeigeprojekt ist der Piezo-Micro-Mirror, der sogar ein Projektvolumen von 3,4 Millionen Euro hat. Damit kann die Sicht im Auto, etwa bei Nebel, deutlich mit einem Monitorbild von der Straße verbessert werden. Da sind wir aber erst im zweiten Jahr.

AI: Ein großes Thema ist aktuell 6G.
Murauer: Mit 5G und 6G ist es wie beim Fußball. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. 6G ermöglicht vor allem die Übertragung großer Datenmengen quasi in Echtzeit mit wesentlich höherer Ausfallsicherheit als heute. Interessant ist das insbesondere für die drahtlose Maschinen-zu-Maschinen-Kommunikation in der Industrie. Das Thema Industrie 4.0 ist erst bei sehr geringen Reaktionszeiten der Systeme wirklich möglich. Die jetzige Forschung, die dazu gemacht wird, benötigt noch mindestens fünf Jahre. 6G wird aber einen großen Mehrwert bringen, um Kosten, Komplexität und den Energieverbrauch zu verringern. Wir bauen gerade ein neues Testbed für industrielle Anwendungen auf. Sehr wichtig ist hier auch das Thema Energieeffizienz.

AI: Wie kann SAL Spitzenforscher*innen gewinnen?
Murauer: Ohne Spitzenleute gibt es kein Weiterkommen. Wir nützen dazu etwa unsere Ressourcen des Netzwerks, das unsere Leitungspersönlichkeiten schon haben. Weiters sind wir sehr aktiv auf LinkedIn, da haben wir bereits über 6.000 Follower. Das ist für ein junges Zentrum relativ viel. Und wir machen auch aktives Recruiting. Einfach einen Job zu posten, ist oft zu wenig. Man muss Leute gezielt ansprechen. Hin und wieder braucht man auch externe Headhunter. Der Aufbau auf 250 Leute lief bislang gut. Das liegt auch daran, dass eine neue Forschungsorganisation wie die SAL für Forschende sehr spannend ist. Wir decken von der universitären Grundlagenforschung bis hin zu anwendungsorientierten Industrieprojekten alle Bereiche ab. Da können die Forschenden in ihrer Karriere wählen, was ihnen mehr Spaß macht. Bei uns ist vielleicht noch einiges etwas chaotischer als in etablierten Organisationen, aber es gibt dafür mehr Pionier- und Gründerspirit. Die Leute können sich besser verwirklich und müssen etwa nicht für einen Karrieresprung sieben, acht oder zehn Jahre warten, bis vielleicht ein Vorgesetzter in Pension geht.

AI: Welche aktuellen Ausbaupläne gibt für die nächsten Jahre?
Murauer: Wir wollen bis Ende 2023 noch auf über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachsen. Besonders werden wir die Leistungselektronik, den Bereich „Dependable EBS“ sowie RF und 6G ausbauen und in den bestehenden Projekten weiterwachsen. Wie es genau nach 2023 aussieht, steht noch ein wenig in den Sternen. Die SAL ist Teil des Forschungsfinanzierungsgesetzes, was uns eine gute Grundfinanzierung bringt. Welches Wachstum ab den Neuverhandlungen für 2023 möglich ist, wird sich erst zeigen.

 

Dieser Beitrag ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit Silicon Austria Labs. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Austria Innovativ.


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