Archäometrischer Durchbruch: Kupfer aus Sardinien, importiertes Zinn und neue Erkenntnisse zur Bronzezeit

11.09.2025 | Forschung, Slider

Ein internationales Forschungsteam hat herausgefunden, woher das Metall stammt, mit dem Sardiniens berühmte Bronzefiguren, die sogenannten Bronzetti, hergestellt wurden. Mithilfe eines innovativen Multi-Proxy-Ansatzes, bei dem erstmals auch Osmium-Isotope zum Einsatz kamen, konnte das Team präzise Rückschlüsse auf die Herkunft der Metalle ziehen.

Die Untersuchung zeigt nicht nur, dass das Kupfer meist aus Sardinien selbst stammte, sondern auch, dass das für die Bronzeherstellung benötigte Zinn aus entfernten Regionen – vor allem von der Iberischen Halbinsel – importiert wurde. Die Ergebnisse liefern spannende Einblicke in die Handelsnetzwerke und die Metallverarbeitung der Nuraghenkultur in der späten Bronzezeit.

Kleine Bronzestatuette mit Dolch und Umhang aus dem bedeutenden sardischen Heiligtum Santa Vittoria bei Serri.

Beteiligt waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Aarhus, des Moesgaard Museums in Dänemark, des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie (CEZA) in Mannheim sowie der Archäologischen Aufsichtsbehörde Südsardiniens. Die Untersuchungen erfolgten im Rahmen des vom dänischen Augustinus Fonden geförderten Projektes Metals & Giants unter der Leitung von Helle Vandkilde, Mads Holst und Gianfranca Salis.


Präzise Analysen durch neue Isotopenmethoden

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die kleinen Bronzestatuetten, die in zahlreichen Heiligtümern auf Sardinien gefunden wurden. Das Besondere an der Studie: Das Forschungsteam setzte eine neue Methode ein, um die Herkunft des verwendeten Kupfers zu bestimmen. Dabei wurden mehrere Isotopensysteme – darunter Kupfer, Zinn, Blei und erstmals Osmium – kombiniert. Dieser Multi-Proxy-Ansatz, entwickelt am Curt-Engelhorn-Zentrum, ermöglicht eine deutlich präzisere Unterscheidung von Metallquellen.

Grafik zur Osmiumanalyse: Die untersuchten Bronzetti (orange Punkte) unterscheiden sich deutlich von Erzen (grüne Punkte) und anderen Artefakten (grüne Quadrate) aus dem Nahen Osten (Arabah-Tal in Israel und Jordanien) in ihrer Osmiumzusammensetzung und -konzentration.

Das Ergebnis: Für die Bronzetti wurde vor allem Kupfer aus Sardinien verwendet – teilweise vermischt mit Kupfer von der Iberischen Halbinsel. Kupfer aus dem Nahen Osten, etwa aus Timna (Israel) oder Faynan (Jordanien), kam hingegen nicht zum Einsatz. Erst durch die Analyse der Osmium-Isotope konnte diese Unterscheidung sicher getroffen werden – mit herkömmlichen Methoden war das kaum möglich.

Überregionale Standards und internationale Handelswege

Auch ein Blick auf drei bedeutende Kultstätten der Nuraghenkultur zeigte: Trotz räumlicher Entfernung nutzten alle diese Heiligtümer Metall auf sehr ähnliche Weise. Es scheint also, dass überregionale Standards in der Herstellung der Bronzetti bestanden.

Eine weitere Erkenntnis überrascht: Obwohl Sardinien reich an Kupfer, Zinn und Blei ist, wurde für die Bronzestatuetten nur das Kupfer lokal bezogen. Das für die Bronzeherstellung nötige Zinn stammte nicht aus sardischen Lagerstätten. Die Isotopensignaturen und die chemische Zusammensetzung deuten darauf hin, dass vor allem Zinn von der Iberischen Halbinsel importiert wurde.

Bedeutung für die Forschung zur Bronzezeit

Die Studie von Daniel Berger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am CEZA in Mannheim, und seinen Mitautoren zeigt eindrucksvoll, wie moderne naturwissenschaftliche Methoden helfen können, die Handelsbeziehungen und Produktionsweisen vergangener Kulturen zu rekonstruieren. Sie verdeutlicht, dass Sardinien zur Bronzezeit Teil eines weitreichenden Handelsnetzwerks war, das Kupfer, Zinn und Wissen über Metallverarbeitung miteinander verband.

Tags:

Aktuelle Events

  • ILS2025 – Digital Empowerment & Nachhaltigkeit im Fokus der Logistik-Zukunft

    16.09.2025 // Leoben Vom 16. bis 18. September 2025 wird Leoben zum Hotspot für Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Logistikbranche. Beim Internationalen Logistik Sommer #ILS2025, veranstaltet von der Independent Logistics Society, treffen rund 500 Fachleute und Interessierte auf über 30 hochkarätige Speaker, die unter dem Motto „Digital Empowerment – Redefining Movement for a Sustainable Future“ aktuelle Entwicklungen und Zukunftsfragen der Logistikbranche beleuchten.

  • 15. Kongress der IG Lebenszyklus Bau: Verantwortungsvolle Raum- und Gebäudeentwicklung in Einklang mit Mensch, Umwelt und Wirtschaft

    21.10.2025 // Wien Am 21. Oktober 2025 lädt die IG Lebenszyklus Bau Branchenvertreter:innen, Auftraggeber:innen und Expert:innen zum 15. Kongress am FH Campus Wien ein. Unter dem Motto „Die Zukunft ist leistbar“ wird anhand von Best Practice Beispielen, Podiumsrunden und Expert:innen-Beiträgen aufgezeigt, warum die nachhaltige Raum- und Gebäudeentwicklung die einzig realistische, wirtschaftlich tragfähige und gesellschaftlich akzeptierte Option ist. Frühbucher-Tickets gibt es bereits unter www.ig-lebenszyklus.at/kongress.

Newsletter