ACR

Chancen effizienter nützen

Fotocredit: Alice Schnür-Wala
Neue ACR-Geschäftsführerin Sonja Sheikh: „Bei aller Wertschätzung für die Grundlagenforschung – vor allem die angewandte Forschung schafft es, die PS wirklich auf die Straße zu bringen.“
Fotocredit: Alice Schnür-Wala

Seit 1. Juli ist Sonja Sheikh neue Geschäftsführerin der ACR – Austrian Cooperative Research. Aufbauend auf einer erfolgreichen Entwicklung, möchte sie die Sichtbarkeit der ACR deutlich erhöhen und die Position der angewandten Forschung in Österreich stärken.

Von Harald Hornacek

Der Blick auf die Zahlen des Jahres 2018 gibt Grund zur Freude: Erneut konnte die ACR ihre starke Position im heimischen FTI-System unterstreichen. „Die ACR ist das wichtigste Netzwerk für die anwendungsorientierte F&E-Landschaft in Österreich“, meinte ACR-Präsident Martin Leitl bei der Präsentation der Ergebnisse. Und setzte nach: „Weil wir Unternehmen, insbesondere KMU, dabei unterstützen, wirtschaftliche und technologische Herausforderungen zu meistern und Chancen – wie jene der Digitalisierung – für sich zu nutzen!“ Der ACR-Umsatz lag 2018 bei rund 64 Mio. Euro, die FEI- Einnahmen stiegen auf knapp 22 Mio. Euro. Gemeinsam wickelten die ACR-Institute 18.500 Aufträge ab, 70 Prozent davon für KMU. Bei der Anzahl der Kunden liegt der KMU-Anteil sogar bei 76 Prozent. 

Anwendungsorientierte Forschung stärken

In der spannenden Phase der Transformation der heimischen Wirtschaft, die durch die Digitalisierung geprägt ist, übernimmt nun Sonja Sheikh das Zepter in der Geschäftsführung der ACR. Ein halbes Jahr lang hat sie gemeinsam mit dem langjährigen ACR-Chef Johann Jäger das Wesen der ACR noch besser kennengelernt. „Der Blick von der anderen Seite war hilfreich, nun hatte ich die Gelegenheit, noch tiefer in die Aufgaben der ACR einzutauchen“, meint Sheikh, die in den letzten 20 Jahren beim ACR-Institut KMU Forschung Austria tätig war, zuletzt als stellvertretende Direktorin. Sonja Sheikh ist Spezialistin für Evaluierungen im Bereich Forschungs- und Innovationspolitik, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen in Deutschland, wo sie auch als wissenschaftliche Tutorin am Institut für Statistik und Ökonometrie tätig war und promovierte im Jahr 1999 im Bereich Volkswirtschaftstheorie und -politik an der Wirtschaftsuniversität Wien. 

Als neue ACR-Chefin möchte sie vor allem eine Lanze für die große Bedeutung der angewandten Forschung brechen. Die Grundlagenforschung sei natürlich wichtig, für die Standortentwicklung, ist Sheikh überzeugt, komme der anwendungsorientierten Forschung aber mindestens ebenso große Bedeutung zu. Generell sieht Sheikh die angewandte Forschung unter Druck, da es derzeit einen – auch im OECD-Review empfohlenen – Fokus auf Exzellenzförderung und Grundlagenforschung gibt. „Wir müssen sicherstellen, dass die angewandte Forschung nicht gegenüber der Grundlagenforschung an Bedeutung und an Mitteln verliert“, erklärt Sheikh. Denn diese trägt mit am meisten zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen bei. Ähnlich sieht das der langjährige ACR-Chef Johann Jäger: „Ich stelle seit Jahren in der Politik ein Misstrauen gegenüber der angewandten Forschung fest. Das ist gefährlich, wenn wir als exportorientiertes Land im internationalen Wettbewerb weiter erfolgreich mitspielen wollen.“ 

Die ACR-Institute sind gemeinnützige Vereine bzw. Forschungseinrichtungen, die über keine Basisfinanzierung verfügen. Sie müssten deshalb jene Eigenmittel, die für Forschungsprojekte aufgebracht werden müssen, selbst erwirtschaften. Ihre Möglichkeiten dafür seien jedoch begrenzt. „Wir haben 18 anwendungsorientierte Institute mit insgesamt knapp 800 Mitarbeitenden im Verbund, die keine Basisförderung bekommen. Sie sind daher aus eigener Kraft stark, aber es wäre noch effizienter, würde man die Bedeutung dieser Innovationsleistungen auch mit einem neuen Finanzierungsmodell unterstreichen“, betont Sheikh. Um den ACR-Instituten F&E in einem im Sinne einer größeren Hebelwirkung für die Wirtschaft wirksamen Ausmaß ermöglichen zu können, wünscht sich Sheikh eine Aufstockung der Mittel für die ACR. Auch eine Änderung der ACR-Kriterien selbst ist vorstellbar. „Wir hinterfragen, ob unsere Anforderungen – etwa ob bei einem ACR-Institut mehr als 50 Prozent leistungsbezogener Umsatz gegeben sein muss – noch zeitgemäß sind. Denn natürlich wollen wir uns weiterentwickeln und größer werden. Dazu werden wir auch neue Wege gehen.“ 

Brückenbauer und Netzwerk-Koordinator

Nichts ändern soll sich freilich daran, dass sich die ACR nicht nur als starkes Netzwerk speziell für KMU, sondern auch als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Leitbetrieben und KMU und dem internationalen und dem österreichischen Innovationssystem versteht. So erfüllten ACR-Expert*innen 2018 rund 130 Lehraufträge an Universitäten und Fachhochschulen, wickelten 370 Forschungsprojekte mit Großunternehmen ab und arbeiteten mit 220 internationalen Partnern zusammen. Ein wichtiges Ziel der ACR ist es zudem, Erkenntnisse aus Wissenschaft und Industrie auch den kleineren Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Deshalb haben die ACR-Institute auch 700 Vorträge sowie 90 Schulungen mit 3.200 Teilnehmenden abgehalten.

Sichtbarkeit erhöhen

Und dennoch ist das Wirken der ACR nicht bekannt genug. Daher hat es sich Sonja Sheikh zum Ziel gesetzt, die Sichtbarkeit der ACR in der FTI-Community zu erhöhen: „Viele wissen gar nicht, wie viel die einzelnen ACR-Institute tatsächlich für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen KMU leisten und wie zahlreiche und spannende Innovationen durch ihre Zusammenarbeit mit den KMU entstehen.“ Ausbauen möchte Sonja Sheikh auch den inneren Zusammenhalt: So sieht sie großes Potenzial für eine stärkere Vernetzung der Institute. Und sie möchte ihren Mitgliedern künftig mehr Serviceleistungen anbieten. Mit „ACR Quick Check“ können Institute beispielsweise FFG-Förderanträge vorab an die ACR-Geschäftsstelle schicken. „Wir lesen und prüfen den Antrag und können gegebenenfalls wertvolle ergänzende Tipps geben“, meint Sheikh, „denn gerade die Feinheiten in den Anträgen schrecken bekanntlich viele Einreichende immer wieder ab.“ Geplant sind zudem auch mehr Info- und Serviceveranstaltungen für KMU zu ausgewählten Themen. 
 


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