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Innovationsschub

Westösterreich hat die aktuellen Krisen gut überstanden. Da hat besonders auch Forschung und Innovation geholfen. Neben dem Dauerthema Digitalisierung wird stark in nachhaltige Mobiltät, grüne Transformation, Vernetzung, Wasserstoff, Quantentechnologie und Bioscience investiert.

von: Alfred Bankhamer

Nach dem Abflauen der Corona-Krise macht den Innovationsstandorten und Unternehmen in Österreich besonders eines Sorge: die stark gestiegenen Energiepreise, verursacht durch den irrsinnigen Krieg in der Ukraine. Langsam entspannt sich die Lage zwar an den verrücktspielenden Energiemärkten, und neue Lieferketten werden aufgebaut. Zudem wird massiv auf lokale erneuerbare Energien und Energieeffizienz gesetzt. Aber ganz so rasch funktioniert die grüne Transformation natürlich nicht. Noch dazu bekommen viele Unternehmen die Energiekrise erst heuer wirklich stark zu spüren, da viele Langzeitenergieverträge mit noch günstigen Preise auslaufen. Zugleich geht die Angst vor starken Markteinbrüchen in einigen Branchen um, genauso wie die Sorge, nicht genügend Fachkräfte auftreiben zu können. Mit diesen Voraussetzungen muss auch die Innovationsregion West, die bislang die Corona- und die weiteren Krisen sehr gut gemeistert hat, ins neue Jahr starten. Mit zahlreichen Programmen wird versucht, nicht nur die Auswirkungen der Krise zu mildern, sondern aktiv neue Chancen in Richtung von mehr Unabhängigkeit und einer nachhaltigen regionalen Energieversorgung zu nutzen.

Fachkräfte dringend gesucht
Eines der größten Themen ist aktuell der Fachkräftemangel. In Österreich fehlen im Bereich IT und Technik zehntausende Arbeitskräfte. Jüngst hat deswegen die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das etwa Arbeitssuchende finanziell beim Umstieg in gefragte Berufe unterstützt. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg werden zahlreiche weitere landesweite und regionale Initiativen gesetzt. Die Stärkung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in den Schulen spielt dabei eine wichtige Rolle für die künftige Entwicklung.

MINT-Schulen
Sehr erfolgreich ist hier die Initiative der MINT-Schulen. In Vorarlberg wurde beispielsweise 2019 das BG Dornbirn als erstes Gymnasium in Vorarlberg mit dem MINT-Gütesiegel ausgezeichnet, das vom BMBWF gemeinsam mit der Industriellenvereinigung, der Wissensfabrik Österreich und der PH Wien ins Leben gerufen wurde. In Dornbirn werden nun beispielsweise Freifächer wie Robotics/FLL, Exkursionen und Forschungsprojekte angeboten. Und bei Innovationswettbewerben wie der First Lego League konnten die Schüler*innen schon gute Erfolge erzielen. Heute gibt es österreichweit schon 500 MINT-Schulen (mintschule.at), in Vorarlberg sind es mittlerweile 14, in Tirol 26 und in Salzburg gar 70 (inklusive zweier Kindergärten). Sie bereiten den Nachwuchs damit auf sehr gefragte Jobs vor. „Durch den starken Einsatz des Lehrpersonals profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch der Wirtschaftsstandort und damit unsere Gesellschaft enorm. Konzepte wie das MINT-Gütesiegel tragen dazu bei, Vorarlberg zukunftsfit zu machen“, meint dazu etwa Christian Zoll, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg.

 

Alles digital
Sehr wichtig ist auch die Fortführung der zahlreichen Initiativen im Bereich der Digitalisierung. Stark gewachsen sind etwa die Digital Innovation Hubs. So profitieren insbesondere KMU in ganz Westösterreich vom DIH West. Sie erhalten einen leichteren Zugang zu Know-how und zu der Infrastruktur von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um ihr Unternehmen ins digitale Zeitalter zu hieven. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet. So gesehen hatte die Pandemie auch ihre „positiven“ Seiten. Mittels neuer 5G-Technologie, KI und Co. steht aber noch ein enormes Innovations- und Optimierungspotenzial zur Verfügung, an dem allerorten intensiv geforscht wird.

„Das MINT-Gütesiegel macht zukunftsfit.“ – Christian Zoll – IV Vorarlberg

Grüne Transformation
Und dann gibt es natürlich auch noch das Dauerthema Klimawandel und grüne Transformation. Dabei geht es nicht nur darum, die bedrohliche Klimaerwärmung in allen Lebensbereichen einzubremsen, sondern dank erneuerbarer Energien und mehr Effizienz rasch die Energiekosten zu minimieren. All dies bietet zugleich riesige Geschäftschancen für alle jene, die intensiv auf neue, innovative Wege und Produkte setzen. Dass sich etwa PV-Anlagen aktuell sehr rasch amortisieren, ist längst kein Geheimnis mehr. Alles was mit erneuerbaren Energie und Effizienz zu tun hat, ist nun extrem gefragt. Die mühsame Corona-Zeit hatten viele Unternehmen genutzt, um mittels der staatlichen Corona-Hilfen und verstärkten F&EVorhaben sich intensiv mit neuen Technologien und Prozessen auseinanderzusetzen. Nun geht es darum, die Früchte aus diesen Projekten zu ernten und auf den Markt zu bringen. Denn eines ist sicher: Die teils üppigen Unterstützungen und Innovationsförderungen von Bund, Ländern und Regionen werden nicht ewig laufen. Besonders große Chancen bietet derzeit alles, was im weitesten Sinne mit der grünen Transformation zu tun hat. In Westösterreich gibt es zahlreiche Initiativen, die sich mit Energietechnik, Wasserstoff und weiteren Zukunftsfeldern wie Biotech, Life Science oder gar Quantentechnologie beschäftigen.

Besser vernetzen
Wichtig für all diese Vorhaben ist ein intensiver Austausch untereinander und die Zusammenarbeit vieler Sektoren. Mittlerweile sind Messen, Veranstaltungen und Branchentreffs wieder sehr beliebt. Ein völlig neues Format bietet hier etwa die „salz21“, eine Zukunftskonferenz in Salzburg, die schon bei ihrem Start im Vorjahr sehr erfolgreich war. Die „salz21“ will die Innovations-Community besonders in Westösterreich vernetzen und den Austausch über die Weiterentwicklung von Technologien vorantreiben. 2021 ging es etwa um Künstliche Intelligenz, Robotics, Motion Data Intelligence, New Mobility, Digital Culture oder das Metaverse. Dank des Erfolgs findet die Zukunftskonferenz „salz21“ heuer zum zweiten Mal vom 15. – 16. März statt: ein neues Highlight für innovative Unternehmen und die Forschungs-Community mit dem Ziel, den Wirtschaftsraum zukunftsfit und auch Investoren neue Start-ups schmackhaft zu machen. Und einigen sehr prominenten Vortragenden (siehe S.15). Und es gibt viele weitere Initiativen zur Vernetzung wie etwa das neue Innovationsnetzwerk „Circular Economy Vorarlberg”. Kreislaufwirtschaft ist aktuell ein heißes Thema in allen Branchen. In bereits guter Tradition wollen wir Ihnen hier eine kleine Auswahl an innovativen Projekten, Initiativen und Unternehmen vorstellen.

Salzburg

Nachhaltige Mobilität
Nachdem im letzten Jahr besonders über Initiativen im Bereich der neuen Mobilfunkgeneration 5G berichtet wurde, widmen wir uns heuer der Mobilität. Ein Highlight ist hier die Fortführung des Digibus, dem autonomen Kleinbus im Rahmen des groß angelegten EU-Projekt „SHOW SHared automation Operating models for Worldwide adoption“ (siehe auch im Umweltschutz S. 24). Hier wird der Einsatz elektrifizierter, vernetzter sowie automatisierter Fahrzeugflotten im Personenverkehr und in der Logistik in Europa getestet. 20 Städte und stadtnahe Regionen sind daran beteiligt. Österreich betreibt gleich drei PilotSites in Kärnten (Klagenfurt und Pörtschach), Graz und in Koppl nahe von Salzburg.

„Der neue autonome Bus bietet mehr Flexibilität.“ – Markus Karnutsch – Salzburg Research

Autonomer Bus für den Nahverkehr
Beim neuen Pilotversuch in der Gemeinde Koppl, geleitet von Salzburg Research, geht es vor allem darum, Pendler*innen, aber auch Tourist*innen, im Nahverkehr und bei der „letzten Meile“ zur Anbindung an intermodale Mobilitätsknotenpunkte zu helfen. In Koppl ist es die Station der Busverbindung Salzburg-Bad Ischl. In vielen ländlichen Regionen müssen beispielsweise an Schnellbahnen riesige Park-and-Ride Anlagen errichtet werden, da es keine ausreichende öffentliche Verbindung an die naheliegenden Gemeinden bzw. den Stationen gibt. Die Teststrecke ist 1,7 Kilometer lang und führt über acht Haltestellen inklusive der Umsteigehaltstelle. Als Fahrzeug kommt diesmal ein handelsüblicher VW e-Crafter zum Einsatz, der im Projekt Digitrans eVAN, gefördert vom BMK; zum automatisierten Versuchsund Forschungsfahrzeug umgebaut wurde. Die DigiTrans GmbH stellt das Fahrzeug für die Tests zur Verfügung. Dank des modularen Aufbaus bietet das neue Auto mehr Flexibilität als die bisherigen Modelle von zwei Komplettanbietern. Das Fahrzeug kann rasch optimal an die jeweilige Testsituation angepasst werden und bietet den Zugang zum ganzen Datenmaterial. „Außerdem sind mit diesem Fahrzeug höhere Geschwindigkeiten gemäß der österreichischen Verordnung für automatisiertes Fahren möglich: mit den bisherigen Fahrzeugen waren wir mit maximal 20 km/h unterwegs, jetzt sind Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h erlaubt“, sagt Markus Karnutsch von Salzburg Research. Der neue Digibus bietet Platz für fünf Passagiere und ist mit reichlich Sensoren, Kameras und Technik ausgestattet. Aber auch die Teststrecke wurde mit schnellem Breitband-Internet ausgestattet. Fünf ITS-G5 RoadsideUnits kommunizieren mit dem Fahrzeug, zudem wurde eine HD-Map für die gesamte Strecke erstellt. Somit ist höchste Sicherheit gegeben. Die ersten Test- und Messfahrten wurden Mitte Dezember 2022 bei winterlichen Fahrbedingungen durchgeführt. Nun soll er den Pilotbetrieb ab Ende März bis voraussichtlich Oktober 2023 aufnehmen.

Vernetzte Fahrräder für mehr Sicherheit
Im Rahmen der nachhaltigen Mobilität ist auch das Thema Radfahren ein wichtiger Schwerpunkt in Salzburg. Da geht es in Projekten besonders um die Sicherheit von Radfahrenden. Das kürzlich abgeschlossene Projekt Bike2CAV, gefördert vom BMK im Rahmen des FTI-Programms Mobilität der Zukunft, hat die Vernetzung und Automatisierung von Fahrzeugen zum Ziel, um so Radfahren*innen auch mehr Sicherheit zu bieten. Die Fahrzeugkommunikation ermöglicht kooperative Lösungsansätze zur Detektion und Vermeidung von Kollisionsrisiken. Das wurde bei zwei mit entsprechender Sensorik ausgestatteter Testkreuzungen in der Stadt Salzburg und der Gemeinde Koppl mit ersten Szenarien getestet. Verletzliche Verkehrsteilnehmende wie Radfahrer*innen werden hier nicht nur früh erkannt, sondern aktiv in die Kollisionsvermeidung mit einbezogen. Dazu kamen erstmals Fahrräder zum Einsatz, die mit anderen Fahrzeugen bzw. Infrastruktur kommunizieren können. Durch Übermittlung der Positionsdaten werden die Verkehrsteilnehmer*innen auf eine Kollisionsgefahr hingewiesen. In Salzburg gibt es darüber hinaus noch einige weitere Mobilitätsprojekte: Kürzlich wurde etwa RADBEST gestartet, das sich mit der Sicherheit für Radfahrende in beengten Straßenverhältnissen beschäftigt. Bei all diesen Projekten geht es um Bewegungsdatenanalyse bzw. „Motion Data Intelligenz“.

 

Neue Innovationsstrategie
Die „WISS- Wissenschafts- und Innovationsstrategie Salzburg 2025“, gestartet im Jahr 2016, hat für eine Neuausrichtung der gesamten FTI-Politik und auch zur erfolgreichen Umsetzung vieler Vorhaben geführt. Vor allem die enge Zusammenarbeit auf Ressort- und Verwaltungsebene, ein neu aufgestellter Wissenschafts- und Forschungsrat als Beratungsgremium für die Landesregierung, ein zielgerichtetes Umsetzungsmanagement über die Innovation Salzburg GmbH und ein WISS- Förderprogramm für die Forschung und Wirtschaft haben dazu beigetragen, dass bislang über 180 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 135 Millionen Euro umgesetzt wurden. Dadurch konnten auch rund 200 F&E-Vollzeitarbeitsplätze geschaffen werden.

WISS 2030
„2023 wird die überarbeite WISS 2030, die in den Themen der intelligenten Spezialisierung, Missionsorientierung und im Bereich Fachkräfte und Talente nachgeschärft wurde, ausgerollt. Damit soll Salzburg in Sachen FTI noch einen Zahn zulegen“, betont Walter Haas, Geschäftsführer von Innovation Salzburg. Im Fokus steht hier insbesondere die neu geschaffene Fakultät für Digitale und analytische Wissenschaften. So investiert das Land Salzburg fast 10 Millionen Euro in das Leitprojekt ExDigit - Excellence in Digital Sciences & Interdisciplinary Technologies. Dabei soll die Forschung und den Technologietransfer mit bis zu sieben Professuren und rund 20 junge Forschungsmitarbeiter*innen an den Universitäten verstärkt werden. Seit Herbst 2022 gibt es auch einen neuen Bachelorstudiengang Artificial Intelligence. Mittlerweile wurde auch schon ein 3. Josef Ressel Zentrum der Christian Doppler Gesellschaft CDG an der FH Salzburg eröffnet. Und ab Herbst 2023 wird ein Cybersicherheitsstudium gestartet.

Start-ups
Salzburg hat sich auch als gutes Pflaster für Start-ups entwickelt. So wird im Inkubator „Startup Salzburg2 heuer das 50. Startup entstehen. Wichtig ist auch das AplusB-Programm, bei dem Salzburg, Tirol, Kärnten und Vorarlberg eng zusammenarbeiten, um Startups und Spin-offs gute Möglichkeiten zu bieten. Jüngst gibt es mit der neuen Pioniergarage Salzburg einen Makerspace sowie Innovationswerkstätten für die FTI- Community – offen auch für den MINT-Nachwuchs.

Smarte Schischuhe
Salzburg Research entwickelt gemeinsam mit Atomic und der Universität Salzburg einen „Connected Boot“. Dieser intelligente Skischuh misst dank einer Vielzahl von Sensoren und maschinellem Lernen das individuelle Fahrverhalten und das Fahrkönnen, wozu ein „Carving Score“ entwickelt wurde. Der Schischuh zeigt auch an, wenn Ermüdung droht und schnellstens die nächste Hütte aufgesucht werden sollte. Für das neue Projekt im Rahmen des COMET-Kompetenzzentrums „Digital Motion“ wurden im Februar noch Testpersonen gesucht. Im März 2023 eröffnet auch noch der neue European Digital Innovation Hub „Crowd in Motion“, der maßgeschneiderte Beratung und Dienstleistungen für mittelständische Unternehmen und den öffentlichen Bereich für die grüne und digitale Transition der alpinen Tourismus-, Sportund Freizeitwirtschaft liefern will.

 

Tirol

Quanten, Wasserstoff und Life Science
Spätestens seitdem Anton Zeilinger den Nobelpreis erhielt, der berühmte Physiker hat unter anderem von 1990 bis 1999 am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck geforscht und da einige berühmte Experimente wie die erste Quantenteleportation mit Photonen im Jahr 1997 durchgeführt, weiß die Welt, dass Tirol nicht nur berühmt für seine Berge und Natur ist, sondern auch ein weltweit wichtiges Zentrum für Quantenphysik. Dazu zählt besonders das 2003 gegründete ÖAW-Institut für Quantenoptik und Quanteninformation in Wien und Innsbruck. Aber auch in anderen Bereichen wird in Tirol wichtige Grundlagenforschung und angewandte Forschung betrieben wie etwa in den Life-Science und Medizin oder auch im Bereich der erneuerbaren Energien und der Nachhaltigkeit.

Wasserstoff-Strategie 2030
Dies belegt etwa die Tiroler Wasserstoff-Strategie 2030. „Wasserstoff ist ein Baustein der Energiewende. Tirol bietet von Natur aus sehr gute Voraussetzungen, um sich als Leuchtturmregion für die Entwicklung von Anwendungen von Wasserstoff-Technologie im alpinen Raum zu profilieren. Wir haben die Möglichkeit, grünen Wasserstoff aus dem Strom unserer Wasserkraftwerke zu erzeugen“, so der LH-Stv. und Energiereferent Josef Geisler. Laut der Energiestrategie „Tirol 2050 energieautonom“ sollen bis 2050 rund zehn Prozent des Energiebedarfs mit grünem Wasserstoff abgedeckt werden. Pionierarbeit dazu haben etwa schon das Handelsunternehmen MPREIS, der Landesenergieversorger TIWAG oder die Zillertalbahn geleistet, die sich künftig als weltweit erste schmalspurige Wasserstoff-Bahn präsentieren darf.

Hydrogen Austria
Mit Hydrogen Austria, dem Österreichischen Wasserstoff-Cluster mit Sitz in Tirol, initiiert vom BMAW und dem Land Tirol, ist Tirol nun auch zum Zentrum für die österreichweite Wasserstoff-Initiative geworden. Ziel des Clusters ist, das riesige Potenzial dieses vielfältigen Energieträgers, der sauber und unbegrenzt vorhanden ist, zu erkunden und so einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Geleitet wird die Initiative von der Standortagentur Tirol. Kürzlich, am 23. Februar 2023, fand die Hydrogen Austria Jahresveranstaltung in Innsbruck statt, auf der unter anderem über den Aufbau einer europäischen und österreichischen Wasserstoffwirtschaft, H2-Tankstellen, Erkenntnisse aus dem COMETK1-Kompetenzzentrum am HyCentA und einigem mehr diskutiert wurde.

Sonderfall alpiner Raum
In Tirol selbst laufen aktuell einige Projekte wie etwa das Mitte 2022 gestartete Projekt „H2Alpin“. Hier wird untersucht, wie WasserstoffBusse und -LKW im alpinen Gelände und Klima wirtschaftlich betrieben werden können. Dazu hat ein Tiroler Konsortium fünf Millionen Euro für emissionsfreie H2-Mobilität auf die Beine stellen können, womit auch BrennstoffzellenLKW und -Busse angeschafft wurden. Mit an Bord sind die FEN Research GmbH, Gebrüder Weiss GmbH, Innsbrucker Verkehrsbetriebe, JuVe Automotion GmbH, MCI Management Center Innsbruck, Postbus AG, TIWAG Tiroler Wasserkraft AG, Universität Innsbruck, Verkehrsverbund Tirol VVT, WK Tirol, Wasser Tirol und Zillertaler Verkehrsbetriebe. Das Pilotprojekt wird von der Tiroler Standortagentur geleitet und mit zwei Millionen Euro von der FFG gefördert. Ein brandneues, internationales H2- Projekt nennt sich „AMETJHyST“, das sich ebenfalls mit Wasserstofftechnologie im alpinen Raum beschäftigt, um Lösungen zu erarbeiten, wie Wasserstoff in verschiedenen Bereichen im alpinen Raum in Europa zur Energiewende beitragen kann.

Life-Sciences
Stark aufgestellt ist Tirol auch im Bereich Life Science. Nicht zuletzt wegen dem Novartis Kundl/Schaftenau Campus, der nun verstärkt mit weiteren Unternehmen zu einem Life Science Park ausgebaut werden soll. BASF hat hierzu schon kräftig in seine Produktion von Enzymen und anderen biotechnologischen Produkten investiert. Novartis beschäftigt rund 4.500 Mitarbeiter*innen an den beiden Standorten in Tirol und hat allein 2021 rund 247 Millionen Euro investiert. Rund 800 Leute arbeiten in der Forschung und Entwicklung. Mit dem neuen Health Hub Tirol (healthhub.tirol) will das Land Tirol den Life-SciencesStandort Tirol noch weiter ausbauen. Forschungsorientierten Unternehmen werden hier nicht nur Informationen und diverse Services geboten, sondern auch Förderprogramme und Infrastruktur. Die ersten Health Hub Tirol Projekte bieten für jedes Projekt bis zu 600.000 Euro Förderung. Viele neue Aktivitäten gibt es freilich auch in den anderen Clustern, wie etwa dem Cluster IT oder dem Cluster Erneuerbare Energien. Und Tiroler Unternehmer sorgen auch immer wieder für internationales Aufsehen. So konnte die etwa die Ovum Heiztechnik GmbH mit der Entwicklung einer revolutionären Wärmepumpe alle Rekorde brechen. Die neue Luftwärmepumpe bietet mit einem SCOP-Wert (Seasonal Coefficient of Performance / mittlere Klima) von 6,02 den neuen Effizienzweltrekord.

Wasserstoff ist ein Baustein der Energiewende“ – Josef Geisler – Energiereferent des Landes Tirol

 

Vorarlberg

Smarte Textilien, Recycling und IKT
Das kleine Vorarlberg kann auf eine sehr hohe Innovationsquote, viele Patentanmeldungen und hochinnovative, international gefragte Unternehmen stolz sein. Das belegt auch eine aktuelle Studie des WIFO, in der das Ländle in Sachen ökonomisches Entwicklungsniveau und die Effizienz seines regionalen Produktionssystems eine Spitzenposition unter den Industrieregionen in Europa erreicht hat. Unter 49 Regionen liegt es in Sachen Bruttoregionalprodukt pro Einwohner nur knapp hinter Stuttgart und Braunschweig. In Sachen regionaler Patentquote belegt Vorarlberg sogar den Platz 2. Dazu tragen hochinnovative Unternehmen wie Tridonic, Blum oder die Zumtobel Group bei. In Österreich führt Vorarlberg mit 50 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner deutlich. Zudem stellt die Studie „pointierte Forschungsstärken in hoch-technologischen Nischen“ fest. So liegt das Ländle in den Bereichen „Hochtechnologie“ auf Rang 5 im europäischen Regionenvergleich, bei „IK-Technologien“ auf Rang 6, in der „Mikro- und Nanoelektronik“ auf Rang 4, in den „Umwelttechnologien“ auf Rang 2 und in der „Photonik“ gar am ersten Platz.

Exportrekord im Jahr 2021
Selbst die die Pandemie brachte der innovativen Region nur kurz Einbrüche. Schon 2021 wurde wieder ein neues Rekordexportvolumen in der Höhe von 12,6 Mrd. Euro erzielt. 2022 sollen es laut inoffizieller Zahlren gar 14,7 Mrd. Euro sein. Um den Standort Voralrberg fit zu halten, wird auch intensiv in die F&E-Infrastruktur investiert. „Unser Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit der bestehenden F&E-Einrichtungen zu verbessern und auszubauen, wissenschaftliche Kompetenzen und exzellentes Know-how vor Ort zur Verfügung zu stellen und die Forschungsaktivitäten insgesamt zu intensivieren“, erklärt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler die Landesstrategie. Trotz alledem rief die IV Vorarlberg beim Neujahresempfang, zudem rund 400 Personen kamen, ein „Jahr des Mutes“ aus. „Die letzten Jahre waren von Ängsten und Krisen gezeichnet, denen man kompromisslos begegnen musste. Nun brauche es Mut zum Abkommen des Verteilens nach dem Gießkannenprinzip, Mut zu unangenehmen Entscheidungen zum Wohle aller und Mut zu klaren Zielen für unseren Standort“, so IV-Präsident Martin Ohneberg, der gleich darauf eine neue Industriestrategie mit 21 Zielen und 53 Maßnahmen präsentierte. Einiges wurde schon erreicht.

St. Gallen in Dornbirn
„Mit der Innovationsplattform „Plattform V“, der HSG-Niederlassung in Dornbirn und der internationalen Schule sind im Land Dinge gelungen, die Strahlkraft haben und unseren Standort nachhaltig prägen werden“, so Ohneberg. Am CAMPUS V in Dornbirn eröffnet nämlich heuer das neue HSG-Institut, eine Forschungskooperation zwischen Vorarlberg und der Universität St. Gallen (HSG), das sich besonders auf Themen wie „Big Data Infrastructures“ und „Embedded Sensing Systems“ konzentriert und für entsprechende internationale Sichtbarkeit sorgt.

„Wir wollen die F&E-Einrichtungen weiter ausbauen.“ – Marco Tittler – Wirtschaftslandesrat

Erfolge an der FH Vorarlberg
Um den Standort zu stärken, baut das Land Vorarlberg weiters kontinuierlich die regionalen Wissens- und Forschungslandschaft aus. So ist die Fachhochschule Vorarlberg (FHV – Vorarlberg University of Applied Sciences) in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile gibt es 1.550 aktive Bachelor- und Masterstudierendende. Die FHV zählt mit ihren vier Forschungszentren (Energie, Business Informatics, Mikrotechnik und Nutzerzentrierte Technologien) und den zwei Tochterunternehmen V-Research und Digital Factory Vorarlberg zu den forschungsstärksten Fachhochschulen Österreichs. 2021 stieg etwa das Forschungsvolumen auf 5,5 Mio. Euro, wovon 57 Prozent Drittmittel waren. Im Jahr 2021 konnten 254 Kooperationspartnerschaften geschlossen und 32 Forschungsprojekte abgeschlossen werden. Zudem gelang es FHV-Forscher*innen gleich drei COIN-Forschungsprojekte (finanziert vom BMWA, durchhgeführt von der FFG) mit einem Fördervolumen von 2,3 Millionen Euro einzuwerben. Das ist ein Viertel des COIN-Gesamtvolumens. Für Aufsehen sorgte auch die Materialforscherin Sandra Stroj von der FHV, die im Vorjahr mit dem renommierten Preis für Forschung und Innovation der Christian Doppler Forschungsgesellschaft ausgezeichnet wurde. Sie forscht im Rahmen des Josef Ressel Zentrums für Materialbearbeitung am Einsatz von ultrakurz gepulsten Lasern.

Digital Factory
Gut entwickelt hat sich auch die Digital Factory Vorarlberg GmbH, ein Joint Venture der FH Vorarlberg mit dem AIT Austrian Institute of Technology. Hier wird Unternehmen bei der Digitalisierung geholfen. Die Schwerpunkte liegen auf Themen wie Cloud Manufacturing, Künstliche Intelligenz und Data Science, Cyber Security sowie 5G und Internet of Things. Das Labor der Digital Factory dient nicht nur der Forschung, sondern ist auch als Lernfabrik konzipiert. Seit Juli 2022 ist zudem eine Versuchseinrichtung zur Entwicklung von 5Gund Funk-Applikationen in Betrieb, die nun um eine Modellfabrik mit einem 5G Mobile Private Network (MPN) erweitert wird.

Smarte Textilien
Stark aufgestellt ist Vorarlberg traditionell im Bereich Textilien. Das Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck mit Sitz in Dornbirn forscht hier im Rahmen der COMET-Initiative „Textile Competence Center Vorarlberg 2 – TCCV2“ insbesondere im Bereich intelligenter Textilien, wofür bis 2025 rund 4,2 Mio. Euro vorgesehen sind. Mit dem neuen AplusB-Inkubatorennetzwerk „South-West“, eine Start-up-Initiative der Bundesländer Tirol, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg steht auch Gründer*innen eine gute Infrastruktur zur Verfügung. Und damit sich alle Branchen und Expert*innen in Sachen Kreislaufwirtschaft vernetzen können, wurde kürzlich auch noch das neue Innovationsnetzwerk „Circular Economy Vorarlberg” gegründet.

 

 


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