Starke Branchen-Cluster, hervorragende Universitäten und Fachhochschulen, neue Forschungsgrößen wie etwa das einzigartige Projekt Silicon Austria Labs sowie viele weitere Initiativen der Länder Steiermark und Kärnten haben den Süden Österreichs zu einer hochinnovativen Region mit weltweit führenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen gemacht. Besonders in Südösterreich zeigt sich, dass Forschung und Entwicklung Regionen deutlich stärken und auch resistenter gegen Krisen machen. Der rasche Aufstieg der Steiermark und Kärntens von einer schönen, strukturschwachen Tourismusregionen zu einem Hightech-Standort wurde übrigens einst durch Wirtschaftskrisen ausgelöst –besonders durch den starken Einbruch der verstaatlichten Industrie in den 1980er Jahren. Zum Thema „Krisen als Chance nutzen“ sagt etwa Sabine Herlitschka, Chefin von Infineon Austria, im Austria Innovativ Podcast-Interview: „Man könnte vielleicht sogar sagen, dass dies „goldene Zeiten“ sind, denn in Krisensituationen bringt man die Kraft leichter auf, Dinge, die immer schon so waren, zu hinterfragen. Sie ist eine Chance, um uns weiterzuentwickeln.“ (siehe S. 36) Die Innovationsregion Süd investiert jedenfalls einst und aktuell sehr kräftig in seine Zukunft. So hat es die „Grüne Mark“, vor nicht allzu langer Zeit vor allem für ihre Wälder und saftigen Wiesen bekannt, es in nur wenigen Jahren zum Bundesland mit der höchsten Forschungsquote in Österreich (zuletzt: 4,7 Prozent des BIP) gebracht und gilt damit auch als eine der forschungsstärksten Regionen Europas.
Gemeinsam stärker
Die Steiermark ist zudem der heimische Hightech-Cluster-Pionier. Dieses einst neue Vernetzungskonzept hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Österreich dank branchenspezifischer Know-how-Bündelung die nötige kritische Masse in vielen Bereichen für den globalen Markt aufbauen konnte. Heute gibt es schon rund 60 solcher Cluster und 50 Innovationskompetenzzentren. Das erste dieser Netzwerke war der Automobilcluster AC Styria, den im Jahr 1995 die drei Leitunternehmen AVL List, Steyr Daimler Puch Fahrzeugtechnik und Chrysler Eurostar Werk gründeten. Letztere zwei sind bekanntlich in dem Automobilhersteller Magna Steyr in Graz aufgegangen, der heute 13.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und im Frühjahr 2020 beispielsweise durch Kooperationen wie mit Sony zur Erzeugung eines Elektroautos für Aufsehen sorgte. Das ist eines der Gebiete, in denen sich die Grazer eine hohe, weltweit gefragte Kompetenz aufbauen konnten. Damit aus Visionen auch Initiativen, Projekte und letztlich innovative Produkte und Dienstleistungen entstehen können, bedarf es eines entsprechend innovativem Umfeld, einer gezielten Vernetzung und zugleich einer Konzentration auf bestimmte Stärkefelder, um letztlich im weltweiten Forschungs- und Innovationswettbewerb mithalten zu können.
Starke Industrie
Neben Magna Steyr zählt besonders auch AVL List zu den Grazer Vorzeigeunternehmen. AVL hat sich konsequent zum Weltmarktführer für die Entwicklung, Simulation und Testsysteme von Antriebssystemen mit einer hohen F&E-Quote von rund zehn Prozent des Umsatzes hochgearbeitet. Dabei konnte sich das Familienunternehmen seine Unabhängigkeit von den großen Automobilkonzernen bewahren. Heute beschäftigt AVL 11.500 Mitarbeiter, davon sind 65 Prozent Ingenieure und Wissenschaftler, die an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt sind. Ein Projekt ist beispielsweise die Testregion ALP.Lab für autonomes Fahren, die erste Österreichs. Weitere Projekte beschäftigen sich mit Wasserstoffantrieben, CO2-neutrale e-Fuels oder der nächsten Batteriegeneration für Fahrzeuge. Daran wird beispielsweise in Kooperation mit dem neuen Christian Doppler-
Labor für Festkörperbatterie in Graz geforscht.