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Tempo, Tempo!

© Fotos: Klaus Ranger
Interview mit Bernd Vogl, dem neuen Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds
© Fotos: Klaus Ranger

Bernd Vogl, neuer Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, zur Frage, ob Österreich die Transformation zur Klimaneutralität bis 2040 schafft, Wien ein Vorbild für die Energiewende sein könnte und ob Österreich mehr E-Fuels-Forschung betreiben sollte.

AI: Die Transformation der Gesellschaft in Richtung Energiewende geht einigen zu langsam. Haben sie recht? 

Bernd Vogl: Ja und Nein. Ja, denn eines ist klar – wollen wir Klimaneutralität bis 2040 erreichen, dann braucht es vor allem eines: Tempo. Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien, Tempo bei Maßnahmen zur Energieeffizienz wie die Gebäudesanierung, Tempo bei der Entwicklung klimawirksamer Innovationen und Tempo beim Umbau unseres Energie- und Mobilitätssystems. Wir als Klimafonds stehen mit unseren Programmen für genau diese Themen als Partner den Unternehmen, Städten, Gemeinden und Regionen bis hin zu Privatpersonen und der Wissenschaft zur Seite. Ein wichtiges Element dabei ist auch, dass wir alle Menschen in Österreich bei diesen Transformationsschritten mitnehmen wollen. Und Nein: Wir spüren aus der Gesellschaft einen enormen Willen und Dynamik, an der Energie- und Mobilitätswende mitzubauen. 300 Energiegemeinschaften in gut einem Jahr sind gegründet, PV auf dem eigenen Hausdach gehört schon fast zum guten Ton und Unternehmen beginnen massiv in erneuerbare Energie und Energieeffizienz zu investieren.  

Sie haben in Wien an Programmen zur Energiewende federführend mitgearbeitet. Welche Erfahrungen sind dabei die für Sie wichtigsten? 
Vogl: Der Umstieg auf erneuerbare Energien bietet enorm viele Chancen und Möglichkeiten. In Wien haben wir z. B. Heizen und Kühlen mit erneuerbarer Energie sehr stark forciert. Das ist ökonomisch, ökologisch und sozial eine sehr gescheite Maßnahme. Da sind am Anfang einige sehr innovative Unternehmen sofort aufgesprungen und haben mit großer Innovationskraft marktfähige Lösungen entwickelt, sprich die Unternehmer*innen im Land sind eine starke Kraft für einen positiven Wechsel und das funktioniert, wenn es klare Signale und Unterstützung von der öffentlichen Hand gibt. Oft reichen die richtigen Informationen von öffentlicher Stelle an die richtigen Menschen. In Wien hat sich der Wärmebereich dann sehr schnell sehr positiv entwickelt und Wien ist in dem Bereich vom Nachzügler in Österreich zum richtigen Champion – auch international – aufgestiegen. Am Ende haben wir sogar unsere großen Schulcampusprojekte auf diese erneuerbaren Systeme umgestellt. Das macht mich optimistisch für meine neuen Aufgaben im Klimafonds, wo wir ja auch sehr viel mit innovativen Unternehmen arbeiten. 

Österreichs Klimaziel gilt als ambitioniert. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Förderung des Transformationsprozesses?
Vogl: Die kurze Antwort lautet: Zeit und Geld. Der Klimawandel ist eine dringende Herausforderung und es gibt nur begrenzt Zeit, um wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Wir müssen bei allen Transformationsprozessen vor allem Tempo an den Tag legen. Und die Energiewende kostet Geld. Erneuerbare müssen ausgebaut, Gebäude energieeffizient gebaut oder saniert, die Infrastruktur an die neuen Anforderungen angepasst werden. Die Energiewende braucht also nicht nur ambitionierte Projekte mit Klimawirkung, sondern auch Investor*innen. Aus fachlicher Sicht sind die Umstellung der industriellen Prozesse und der Wechsel von Gasthermen in der Stadt auf erneuerbare Quellen wahrscheinlich die größte Herausforderung. Die große Klammer sind aber natürlich die Menschen. Ohne die gesellschaftliche Akzeptanz wird die Energiewende nicht gelingen.

Welche Schlüsseltechnologien sollen für die Transformation der Wirtschaft noch stärker als bisher gefördert werden? 
Vogl: Der wesentliche Pfeiler für die Transformation sind innovative Technologien für erneuerbare Wärme und Strom und die direkte Beteiligung an der Produktion, also vom reinen Nutzer hin zum Erzeuger und Nutzer. Da die wichtigsten Energiequellen der Zukunft Strom aus Sonne und Wind sein werden, ist die Elektrifizierung möglichst vieler Prozesse der Schlüssel zur Energiewende. Deshalb sind elektrisch betriebene Fahrzeuge und Wärmepumpen die Schlüsseltechnologien. 

Was ist noch erforderlich?
Vogl:
Zusätzlich wird das Thema des achtsamen Umgangs mit unseren Ressourcen gesamthaft gesehen – Stichwort Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie – zur entscheidenden Frage und auch Chance für die Wirtschaft. 
Wir gehen mit unseren Förderschwerpunkten seit Jahren in diese Themen – Forschung und  Innovation sind hier gefragt; gerade für die energieintensive Industrie braucht es ganz neue Technologien. Unsere Vorzeigeregion Energie „NEFI – New Energy for Industry“ setzt hier erfolgreich wegweisende Projekte um. Ab 2023 fahren wir einen mehrjährigen Förderschwerpunkt für die klimaneutrale Industrie, um FTI und Demoprojekte zu fördern. 

Das Thema Verbrennermotoren wird derzeit wieder kontroversiell diskutiert. Soll die Produktion von E-Fuels in Österreich mehr gefördert werden?  
Vogl:
Wir müssen weg vom fossil betriebenen Verbrennermotor, denn der Verkehrssektor ist in Österreich für rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Zukunft der Mobilität wird vielfältiger sein, als wir es heute gewohnt sind. E-Fuels machen ausschließlich dort Sinn, wo eine direkte Stromnutzung nach derzeitigem Stand der Diskussion nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Das liegt daran, dass wir ein Vielfaches an Strom aus erneuerbaren Energien produzieren müssen, um die  gleiche Kilometerleistung mit E-Fuels im Vergleich zur direkten Nutzung des Stroms zu erreichen. 
 

Bernd Vogl, 55

Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds

Der studierte Betriebswirt (Schwerpunkt Umweltökonomie) startete seine Karriere 1993 als Energieexperte im Österreichischen Umweltministeriums, wo er unter anderem für das Klimaschutzprogramm „klima:aktiv“ verantwortlich war.

Von 2011 bis 2022 leitete er die Energieplanung der Stadt Wien. Die Arbeiten seiner Abteilung, die etwa den Ausstieg aus fossilen Heizanlagen plante und die Energieplanung in die Stadtplanung integrierte, wurde mit zahlreichen Umwelt-Preisen ausgezeichnet. 


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