Digitalisierung

Wie Margarete Schramböck Österreich voran bringen will

Christian Lendl/BMDW
Bundesministerin Margarete Schramböck: „Wir haben eine Entbürokratisierungsoffensive gestartet, um beispielsweise die Verpflichtung von Unternehmen zur Informationsweitergabe stark zu reduzieren.“
Christian Lendl/BMDW

Als Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort hat Dr. Margarete Schramböck ein weites Aufgabenfeld. Exzellenz und Internationalität in der Forschung sind für sie entscheidend, um bisher ungenützte Chancen zu nutzen und langfristig interessant für Investoren zu werden. Und sie will Österreich war in Sachen Digitalisierung wieder an die Spitze der EU führen.

von: Harald Hornacek

Vom Top-Management in die Politik – ein großer Schritt, möchte man meinen. Was reizt Sie persönlich am meisten daran?

Der Wechsel in die Politik erfolgte deshalb, weil es so ein besonderes Team ist – eines das mit Fachexperten ganz neu zusammengesetzt ist. Hauptmotivation besteht für mich darin, etwas für Österreich voran zu bringen. Ich verstehe mich als Dienstleister und unsere Aufgabe ist es, das Leben für die Bevölkerung, aber auch für Unternehmen so leicht wie möglich zu gestalten. Dazu möchte ich meine 22 Jahre in der IT- und Telekombranche einfließen lassen.

Warum gerade das Thema Digitalisierung, einmal abgesehen von Ihrem persönlichen Werdegang und Karriereweg in der IT- und Telekommunikations-Branche?

Digitalisierung ist die entscheidende Grundlage für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Es gibt keine Branche, die nicht von der Digitalisierung betroffen ist. Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle ändern sich, neue Märkte entwickeln sich – hier liegen enorme Chancen. Wenn wir zehn Jahre zurückblicken, haben wir einen großen Fortschritt erzielt und es hätte vermutlich niemand gedacht, dass wir heute da sind, wo wir sind. Die Digitalisierung ist jetzt schon der wichtigste Faktor für unser Wirtschaftswachstum. Sie bringt Arbeitsplätze und damit verbunden Wohlstand.

Wie liegt Österreich im internationalen Vergleich aus Ihrer Sicht in Bezug auf das Erkennen von Chancen, die sich aus der Digitalisierung ergeben? Wo sind wir gut, wo haben wir Nachholbedarf?

Österreich war in Sachen Digitalisierung einst an der Spitze der EU, mittlerweile haben uns aber skandinavische Länder überholt. Wir müssen den Breitbandausbau forcieren, denn ultraschnelles Breitbandinternet ist zum einen ein zentraler Wachstumsmotor der Digitalisierung und verbessert zum anderen auch die Lebensqualität der Bevölkerung. Die Internetnutzung ist in Österreich viel geringer als in anderen Ländern, hier liegen wir nur auf Platz 20 von 28 europäischen Ländern. Deshalb wollen wir alle fit fürs Internet machen. Das bedeutet beispielsweise für die Jungen, neue Fähigkeiten und Kenntnisse für ihren zukünftigen Beruf zu erlangen. Für ältere Menschen, neue Kommunikationsformen mit ihren Familien zu bekommen. Und für die Firmen ermöglichen wir, Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter in Richtung digitaler Inhalte. Hier müssen wir anknüpfen und besser werden.

Sie haben, nicht zuletzt aufgrund Ihrer langjährigen Management-Erfahrung, viele Aspekte der technologischen Entwicklung kennen gelernt. Ist aus Ihrer Sicht die Angst vor der Digitalisierung bzw. die Sorge, dass viele Arbeitsplätze verloren gehen, berechtigt?

Wenn wir uns die Geschichte anschauen, dann hat uns der Fortschritt in den letzten 100 Jahren immer weitergebracht – Digitalisierung ist ja nichts Anderes als technischer Fortschritt. Damals glaubte man, wenn das Auto schneller als 25 km/h fährt, dann würde man sterben. Heute wissen wir, dass das nicht stimmt. Damals war es eine berechtigte Angst. Es ist wichtig, dass wir Bedenken ernstnehmen. Besonders wichtig ist mir das Thema der dualen Ausbildung als Kombination aus Praxis und Lehre. In den letzten Wochen haben wir begonnen, 13 Berufsbilder stärker mit digitalen Inhalten anzureichern und damit auch für die Jugendlichen wieder interessant zu machen. Wir schaffen auch neue, wie etwa den E-Commerce-Kaufmann oder der Glasverfahrenstechniker. Fachkräfte im Bereich IT, Telekommunikation und Digitalisierung sind ein weiterer wichtiger Punkt. Jeder Arbeitsplatz im IT-Bereich schafft weitere drei Arbeitsplätze.

Wie kann Ihr Ministerium dazu beitragen, die Digitalisierung zu begleiten bzw. in manchen Teilen der Wirtschaft und Gesellschaft überhaupt zu ermöglichen?

Wir sind Dienstleister und Schnittstelle. Zunächst gilt es zu vermitteln, dass die Chancen der Digitalisierung größer als die Gefahren sind. Die Bürokratie macht das Leben komplexer. Wir werden es mit Digitalisierung vereinfachen. Die wichtigsten Behördenwege sollen einfach und vom Wohnzimmer machbar sein, zum Beispiel Übersiedeln oder den Pass verlängern. Dabei ist es wichtig, vom Electronic-Government zum Mobile-Government zu kommen. Als Bürger habe ich dann quasi meine Regierung und meine Verwaltung immer bei mir in der Hosentasche. Damit kann man Zeit sparen, wenn man es möchte. Entscheidend ist die Wahlfreiheit. Wichtig ist uns dabei, dass nicht nur jene davon profitieren, die mit PC und Handy aufgewachsen sind, sondern alle. Die Welt ist mobil geworden und so ist es auch der berechtigte Anspruch der Menschen i auf diesem Wege mit ihren Behörden zu kommunizieren. Das kann schrittweise umgesetzt werden.

Österreich rutschte zuletzt in manchen Innovationsindizes ab. Woran liegt das? Und wie können wir es schaffen, den technologischen Transfer von der Idee über die Innovation bis zur Marktreife zu stärken? Welche Rolle spielt dabei Ihr Ministerium?

Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sieht sich als Innovationstreiber in Österreich für Österreich. Neben den eigenen Angeboten und Lösungen müssen in Österreich optimale Rahmenbedingungen für Innovationen im Sinne eines digitalen Ökosystems geschaffen werden. Wir müssen auch bei den KMU ansetzen. 88% der Unternehmen haben weniger als zehn Mitarbeiter. Um den Digitalisierungsgrad der kleinen Unternehmen zu erhöhen bzw. um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, plant mein Ministerium gemeinsam mit der Wirtschaftskammer zielgerichtete Maßnahmen. Neben diesem wichtigen Rückgrat unterstützen wir auch die Start-up-Community. Sie bildet mit ihren innovativen Lösungen das Eco-System, um kreativen Köpfen den Raum für Wachstum zu geben. Wichtig ist, gerade in der frühen Phase mit geeigneten Mitteln zu unterstützen. Nicht zwingend mit Förderungen, vielmehr bedarf es ein Netzwerk, damit Gründer Partnerschaften aufbauen können. Gerade in der frühen Phase müssen wir die Hürden für Start-ups möglichst niedrig halten. Wir haben daher eine Entbürokratisierungsoffensive gestartet, um beispielsweise die Verpflichtung von Unternehmen zur Informationsweitergabe stark zu reduzieren. Das hilft sowohl Start-ups, aber auch KMUs, sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können.

Haben Sie schon konkrete Überlegungen, wie Sie künftig die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen forcieren bzw. unterstützen möchten? Hier sind ja mehrere Ministerien aktiv beteiligt…

Mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) oder der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) stehen uns hier einige wichtige Instrumentarien zur Verfügung. Gemeinsam mit den Ministerien für Bildung und Infrastruktur erarbeiten wir etwa ein Modell, wie wir den Standort Österreich noch viel stärker unterstützen können. Klar ist: Um Innovation Leader zu werden, müssen wir unser Potenzial besser nutzen. Wir wollen nicht den Durchschnitt fördern, sondern die besten Wissenschaftler mit den besten Unternehmen zusammenbringen. Exzellenz und Internationalität sind entscheidend, um bisher ungenützte Chancen zu nutzen und langfristig interessant für Investoren zu werden.


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