Die städtische Bevölkerung in Afrika und Asien wird bis 2050 stark wachsen. | © UrbanThirst
Eine neue Studie des Complexity Science Hub (CSH) und der Weltbank zeigt, dass die Form des städtischen Wachstums entscheidend dafür ist, ob Städte ihre Bevölkerung künftig ausreichend mit sauberem Wasser und funktionierender Abwasserentsorgung versorgen können. Analysiert wurden mehr als 100 Städte in Asien, Afrika und Lateinamerika – darunter Daten zu 183 Millionen Gebäuden und 125.000 Haushaltsbefragungen.
Stadtform entscheidet über Zugang zu Wasser und Abwasser
Die Forschenden modellierten drei Szenarien der urbanen Expansion. Das Ergebnis: Wenn Städte weiterhin hauptsächlich in die Fläche wachsen, könnte sich der Zugang zu grundlegender Wasserversorgung massiv verschlechtern.
„Bei horizontalem Wachstum hätten bis 2050 rund 220 Millionen Menschen weniger Zugang zu Leitungswasser und 190 Millionen Menschen weniger Zugang zu Abwassersystemen“, erklärt Rafael Prieto-Curiel vom CSH, Hauptautor der Studie.
Höhere Kosten und schlechtere Versorgung in weitläufigen Städten
In der Fachzeitschrift Nature Cities zeigen die Autor:innen, dass Wasserrechnungen in ausgedehnten Städten bereits heute um bis zu 75 % höher sind als in kompakten Städten. Gleichzeitig sinkt der Zugang zu Leitungswasser in verstreuten Stadtgebieten um 50 %.
„Darüber hinaus haben Bewohner:innen in Außenbezirken im Vergleich zu denen, die näher am Stadtzentrum leben, 40 % weniger Zugang zu kritischer Infrastruktur“, so die Forschenden. Städte wie Neu-Delhi, Kairo, Lagos oder Bogotá sind besonders betroffen.
Eine interaktive Visualisierung – Urban Thirst, erstellt von CSH-Forscherin Liuhuaying Yang – zeigt, wie Stadtform und Versorgungskosten in über 100 Städten weltweit zusammenhängen.
Afrika und Asien unter besonderem Druck
Die städtische Bevölkerung in Afrika und Asien wird bis 2050 stark wachsen. „Afrikanische Städte stehen vor besonderen Herausforderungen, da die Bevölkerung von 550 Millionen im Jahr 2018 auf fast 1,5 Milliarden im Jahr 2050 ansteigen dürfte“, betonen die Forschenden. Trotz ihrer wachsenden Bedeutung seien afrikanische Städte durchschnittlich fast doppelt so weitläufig wie asiatische.
Planung statt mehr Infrastruktur
Die Studie zeigt, dass Stadtplanung entscheidend ist, um Wasser- und Abwassersysteme widerstandsfähiger zu machen.
„Wasserknappheit erhält viel Aufmerksamkeit, aber die Stadtform ist etwas, das wir durch Planung und Politik tatsächlich kontrollieren können“, sagt Prieto-Curiel. Er ergänzt: „Entscheidend ist vor allem, wo genau etwas passiert.“
Gleichzeitig warnen die Autor:innen vor zu einfachen Lösungen: Verdichtung allein sei kein Garant für Versorgungssicherheit – gerade Slums in dicht besiedelten Regionen bleiben oft unterversorgt. Klar sei jedoch, dass zersiedelte Stadtentwicklung die Versorgung ungleich schwieriger und deutlich teurer macht.
