Forschung

Klimawandel kostet bis 2050 neun Milliarden Euro jährlich

Eine Milliarde Euro jährlich kostet der Klimawandel in Österreich, sagt eine Studie des Klimafonds. Bis 2050 könnten die Kosten auf neun Milliarden steigen.

In einer Studie über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels (COIN) wurden penibel die Wetterereignisse von 36 Spezialisten analysiert und bewertet. Das Ergebnis: Es sind bereits alle Wirtschaftsbereiche betroffen und ganz besonders die Forstwirtschaft, Tourismus und Gesundheit. Wenn wundert’s, wenn im heurigen Jänner 21° gemessen wurden. Das hält nicht jeder Organismus aus.

Klima- und Energiefonds GF Ingmar Höbarth sieht vor allem die alpinen Regionen besonders stark betroffen: „Der warme November hat fast alle Schiopenings zu Fall gebracht.“  Gesucht werden daher Strategien zum Überleben. Der Klima- und Energiefonds entwickelte unter anderem die Handbücher „Gesund in den Klimawandel – So steigern Sie Abwehrkräfte in Ihrer Gemeinde (KlimaNETZ)“, und "Methoden und Werkzeuge zur Anpassung an den Klimawandel (Famous)“, um vor allem Regionen und Gemeinden konkrete Handlungsanleitungen zur Entwicklung einer individuellen Klimawandelanpassungsstrategie zu geben. „Zukünftig werden auch konkrete Maßnahmen zur Anpassung auf regionaler Ebene durch uns unterstützt“, kündigt Höbarth an.

 Aktionismus

 Für Umweltminister Andrä Rupprechter ist der Klimawandel unumkehrbar. Er forciert einerseits aktiven Klimaschutz und andererseits entsprechende Anpassungsprozesse, die bereits in der Umsetzungsphase sind. In wesentlichen Bereichen hat das BMLFUW Initiativen gesetzt, beispielsweise die Förderschienen der Umweltförderung und des Klima- und Energiefonds, der Sanierungsscheck, die Klimaschutzinitiative klima:aktiv oder das Aktionsprogramm „Hochwassersicheres Österreich“. Rupprechter: „Mit aktivem Klimaschutz, also der Verringerung der Treibhausgas-Emissionen, bekämpfen wir die Ursachen des Klimawandels, mit Anpassungsmaßnahmen lindern wir die Symptome!“. 

COIN: Zentrale Ergebnisse im Detail

 

 Landwirtschaft stark betroffen

Die Landwirtschaft könnte – bedingt durch längere Vegetationsperioden – zunächst höhere Erträge erwirtschaften. Der Klimawandel führt jedoch zu immer stärkeren Wetterkapriolen und damit Ernteausfällen. Jüngstes Beispiel 2013: auf ein kaltes und feuchtes Frühjahr folgte Hochwasser, Hitze und Dürre im Sommer.  

In Zahlen ausgedrückt: Einer möglichen Steigerung der Wertschöpfung in der Landwirtschaft von rund 120 Mio. Euro durch den Klimawandel stehen Unwetterschäden gegenüber, die bis zum Doppelten betragen können (2013: 240 Mio. Euro laut Hagelversicherung)

 Trockenheit und Borkenkäfer in der Forstwirtschaft

Milde Winter sind verantwortlich dafür, dass der Borkenkäfer bereits im März über die Bäume herfällt: Seit 2000 haben Borkenkäfer fast 20 Mio. Festmeter Holz befallen, der Schaden beträgt mehr als 500 Mio. Euro.

Im Gebirge und an Steilhängen sichern 820 000 ha Schutzwälder Menschen, Gebäude, Straßen, Bahnlinien und Strommasten vor Lawinenabgängen, Steinschlag und Muren. Zunehmend fallen Borkenkäfer auch über den Schutzwald her und schwächen ihn, womit ganze Ortschaften bedroht sind. Ein Schutzwald ist nicht leicht zu ersetzen, in den kommenden 25 Jahren wären Investitionen von rund 85 Mio. Euro/Jahr nötig, um den Schaden durch Borkenkäfer durch Schutzbauten aufzuwiegen.

Schneemangel in Skigebieten

Vor allem Skigebiete zw. 1.000 und 2.000 Meter Seehöhe werden eine stark verkürzte Skisaison durch Abnahme der Schneedecke erleben. Schon bei einem moderaten Klimawandel könnte es zu einem Minus im Wintertourismus von mehr als 1 Mio. Übernachtungen jährlich kommen.

Wandern, Radfahren in den Bergen statt Skifahren und Sommerfrische an den Seen statt Hitze in der Stadt – die Tourismusindustrie muss Alternativen zum Wintertourismus anbieten. Ganzjahrestourismus kann so die die Verluste im Winter ausgleichen.

Verkehrsunterbrechung

Bereits heute liegen die Schäden im österreichischen Straßennetz durch Starkregen in einer Bandbreite von 20 bis 50 Mio. Euro pro Jahr. Mit zunehmendem Klimawandel werden sich diese Kosten bis 2050 noch verdoppeln.

Über die Studie

COIN ist ein interdisziplinäres Projekt der Universität Graz mit 42 ForscherInnen aus 18 Forschungsgruppen aus ganz Europa, das durch das Klimafolgenforschungsprogramm ACRP des Klima- und Energiefonds mit 378.000 Euro finanziert wurde. Untersucht wurden zwölf Schlüsselbereiche, die sich mit denen der österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel decken. 


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